USA. Wenn ältere Menschen
zusätzlich zu ihren anderen Erkrankungen auch noch ausgeprägte
depressive Symptome aufweisen, verteuern sich die Gesamtkosten ihrer
medizinischen Betreuung um rund 50 Prozent. Da im Verlauf von 4 Jahren
immerhin 27 Prozent der über 65jährigen mehr oder weniger lang unter
erheblichen depressiven Symptomen leiden, bildet die Altersdepression
einen bislang vermutlich völlig unterschätzten Kostenfaktor. Letzterer
wird im Hinblick auf den wachsenden Bevölkerungsanteil älterer
Menschen weiter an Gewicht gewinnen. Auf diese Zusammenhänge macht eine
prospektive Studie von J. Unützer und Mitarbeitern aufmerksam, die
relativ zuverlässig alle Behandlungskosten von 2.558 Personen mit einem
Alter von über 65 Jahren erfaßte und sie zu den erfragten Werten einer
Depressionsskala in Beziehung setzte (CES-D = Center for Epidemiological Studies Depression Scale).
Die Depressionswerte wurden zu Beginn der Studie sowie nach zwei
bzw. vier Jahren erfragt. Die Schwere der anderen Erkrankungen
beeinflußte nicht den Zusammenhang zwischen hohen Depressionswerten und
hohen Behandlungskosten. Mittelbare Kosten (etwa durch Arbeitsausfall
von betreuenden Familienangehörigen) blieben unberücksichtigt.
Die Autoren räumen ein, daß eine optimale Behandlung der
Depressionen keineswegs garantiert, daß die Kosten sinken. Mit großer
Wahrscheinlichkeit würde sie aber die Lebensqualität der Betroffenen
und die Rentabilität des investierten Geldes verbessern, da sie für
gleiches Geld günstigere Ergebnisse erzielt. Als problematisch sehen
die amerikanischen Wissenschaftler an, daß depressive Symptome bei
vielen älteren Menschen nicht den Schweregrad des vollen
Krankheitsbildes erfüllen und deshalb vor allem dem Hausarzt begegnen,
dem noch keine für diese Situation bewährten Behandlungskonzepte zur
Verfügung stehen.
J.
Unützer u.a.: Depressive symptoms and the cost of health services in
HMO patients aged 65 years and older. JAMA 1997 (277) 1618-1623