Schweden. Frauen in mittlerem
Lebensalter mit extrem niedrigen Serum-Cholesterin-Werten (=/< 4,7
mmol/l) weisen gehäuft depressive Symptome und einen Mangel an
sozialer Unterstützung auf. Ähnliches gilt für das Verhältnis
zwischen Serum-HDL (High Density Lipoprotein) und depressiven
Symptomen. Diese Phänomene beschreiben M. Horsten und Mitarbeiter aufgrund einer Studie, in der sie
300 gesunde Frauen im Alter zwischen 31 und 65 Jahren untersuchten. Da
niedriges HDL als Risikofaktor für eine koronare Herzkrankheit (KHK)
gilt, würde so teilweise verständlich, warum depressive Frauen (mit
ihrem niedrigem HDL) vermehrt zu KHK neigen.
Das Wissenschaftlerteam bietet drei Erklärungen
für seine Beobachtungen an: 1. Niedriges Serum-Cholesterin spiegelt möglicherweise
die völlige Entleerung der Energiespeicher des Körpers wider
(Cholesterin wird für viele synthetische und andere wichtige
biologische Prozesse benötigt). Diese völlige Verausgabung könnte
sich seelisch in einer vitalen Erschöpfung und Depression ausdrücken.
2. Niedriges Serum-Cholesterin könnte Folge einer mangelnde
Fettaufnahme sein, die zu einem niedrigen Fettsäure-Spiegel führt.
Normalerweise konkurrieren Fettsäuren und Tryptophan (der Vorläufer
von Serotonin) um Bindungsstellen an Serum-Albumin. Wenn im Serum nur
wenige Fettsäuren sind, wird mehr Tryptophan an Albumin gebunden, das
dann im Gehirn für die antidepressiv wirkende Serotonin-Synthese
fehlt. 3. Umgekehrt ist auch denkbar, daß Depressionen den
Cholesterin-Spiegel erniedrigen. So beobachtet man beispielsweise, daß
eine antidepressive Behandlung von einem Anstieg des
Serum-Cholesterins begleitet ist.
M.
Horsten u.a.: Depressive symptoms, social support, and lipid profile
in healthy middle-aged women. Psychosomatic Medicine 1997 (59) 521-528