Diese
Sammlung von Tips ergänzt die vierseitige Zusammenstellung
praktischer Hinweise, die im Panik-Spektrum 1997 erschienen ist und
auf Wunsch nachträglich bezogen werden kann (siehe Faxformular im
Mittelteil)
Auf
Warum-Fragen verzichten
Menschen
mit Angst beschäftigen sich besonders gerne und häufig mit der
Frage, warum bzw. wie ihre Angst entstanden ist. Ständige
Warum-Fragen erreichen aber meist nur eines: Sie halten den
Betreffenden davon ab, etwas zu tun, das seine Angst verringert. Sehr
oft muß man auch gar nicht wissen, warum es zu einer Störung
gekommen ist, um diese zu beheben. So kann man einen verstopften
Ausfluß wieder durchgängig machen, indem man die darin steckende
Dose herausnimmt. Für eine solche Handlung muß man nicht verstanden
haben, wie der blockierende Gegenstand hinein gekommen ist.
In
der Angst den Freund erkennen
Vielleicht
wird es Ihnen schwer fallen, diesen Hinweis anzunehmen: Aber die
Psychologie zeigt immer wieder, daß selbst verrückt erscheinende
Verhaltensweisen einen tieferen Sinn haben. So gibt es Fälle, in
denen sich Frauen deshalb nicht mehr alleine aus dem Haus wagen, weil
sie sich (unbewußt) wünschen, fremd zu gehen und deshalb
sicherheitshalber immer einen Aufpasser bei sich brauchen. Andere
Menschen vermeiden Aufzüge, weil es darin zu intimer Nähe kommen könnte
(nach der sie sich sehr sehnen). Fragen Sie sich doch selbst einmal
ehrlich, in welchen Punkten Ihnen Ihre Angst sogar hilft.
Gefährliche
Vorstellungen entschärfen
Gegenstände
(Brücken, Flugzeuge, Aufzüge, Aussichtstürme) oder Situationen
(Menschenansammlungen) sind in aller Regel neutral und lösen für
sich gesehen noch keine Angst aus. Erst das menschliche
Vorstellungsvermögen macht die Gegenstände oder Situationen zu
„gefährlichen“, indem es diese mit ungünstigen und meist völlig
unvernünftigen Vorstellungen verknüpft („Auf der Brücke werde ich
vor Angst sterben“ „Im Aufzug werde ich ersticken“). Es ist
deshalb vergebliche Mühe, Brücken zu verkleinern oder Aufzüge mit
zusätzlichen Fenstern zu versehen. Sinnvoller ist es, die
krankmachenden Vorstellungen zu „reparieren“.
Sich
von krankmachenden „Lösungen“ lösen
Viele
Mensch mit krankmachender Angst leiden über kurz oder lang weniger
unter ihrer ursprünglichen Angst als unter den Folgen ihrer Versuche,
die Angst in Schach zu halten. Hier wird dann die „Lösung“ irgend
wann selbst zum „Problem“. Typisches Beispiel ist die Neigung
Angstbetroffener, Angst auslösende Situationen zu umgehen. Das führt
dann dazu, daß Menschen ihre Wohnung nicht mehr verlassen, keine Aufzüge
mehr benutzen, Menschenansammlungen meiden, sozialen Kontakten völlig
aus dem Weg gehen oder sich an andere Menschen zunehmend klammern.
Krankmachend und behindernd ist dann immer weniger die (ursprüngliche)
Angst und immer mehr das Sammelsurium an „Lösungsstrategien“. Am
hilfreichsten ist es dann oft, sich vor allem von den mittlerweile
eingeschliffenen ungünstigen „Lösungen“ zu lösen.
Hilflos
machende Helfer respektieren
Gehen
Sie mit ihren Helfern auch dann gut um, wenn Sie erkannt haben, daß
diese Ihnen möglicherweise mehr schaden als nützen. Denn je mehr Sie
sich helfen lassen, um so unselbständiger, unsicherer und letztlich
ängstlicher werden Sie selbst. Es wäre nun sehr unfair, den
wohlwollenden Helfern einen Strick zu drehen. In aller Regel haben Sie
die Helfer ja selbst zu dem unheilvollen Spiel eingeladen. Zeigen Sie
den Helfern auch dann Verständnis, wenn diese über kurz oder lang
„sauer werden“, weil sie irgend wann selbst merken, wie wenig das
ganze Helfen letztlich nützt.