Niederlande. Ein religiöses Leben
scheint Senioren vor Depressionen zu schützen. Dies gilt besonders für
solche,
·
die hochbetagt sind,
·
nur über wenige soziale Kontakte verfügen und
·
denen weitgehend das Gefühl fehlt, ihr Leben im Griff zu
haben.
So ist für religiös wenig aktive
75- bis 85jährige Depressionsrisiko doppelt so hoch wie für religiös
sehr engagierte Senioren gleichen Alters. Andere Aspekte wie Ehestand
oder soziale Unterstützung scheinen dagegen weitaus weniger
„antidepressiv“ zu wirken.
Auf diese Zusammenhänge weist eine Studie von A. W. Braam und
Kollegen hin, die sich im Rahmen der „Longitudinal Ageing Study
Amsterdam“ für die Zusammenhänge zwischen Depression und religiösem
Engagement interessierte. In die Auswertung flossen Daten von 2.817
Personen im Alter von 55 bis 85 Jahren ein. Die Ergebnisse decken sich
mit denjenigen amerikanischer Untersuchungen.
Die Autoren mutmaßen, daß viele Ärzte im Gespräch mit
älteren Patienten das Thema Religion aussparen, weil es für die
Beteiligten mitunter heikel ist. Dadurch klammern sie aber
möglicherweise einen für Senioren hilfreichen Ansatz aus. Es ist
denkbar, daß kirchliche Angebote mangelnde soziale Kontakte ersetzen
und besonders solchen Menschen Strukturen zur Bewältigung ihres Alltags
anbieten, die ihr Leben nicht so gut im Griff haben. Braam und Kollegen
ermuntern deshalb die Ärzteschaft, mit älteren Patienten auch über
Religion zu sprechen. Dies könne das Vertrauensverhältnis nur
verbessern. Soweit Religion für depressive Senioren eine bedeutsame
Rolle spielt, läßt sich das entsprechende Interesse vielleicht sogar
therapeutisch nutzen, indem man die Betreffenden zu religiösem
Engagement oder ehrenamtlicher Mitarbeit motiviert.
A.
W. Braam u.a.: Religious involvement and depression in older Dutch
citizens. Soc. Psychiatry Psychiatr. Epidemiol. 1997 (32) 284-291