Großbritannien. Patienten mit
Angstkrankheiten müssen mitunter lange auf eine psychotherapeutische
Behandlung warten. Letztere ist zudem verhältnismäßig teuer. Vor
diesem Hintergrund kann Selbsthilfe zur preiswerten und sinnvollen Überbrückungsmaßnahme
werden, sofern sie dem Kranken eine Bewältigung seines Leidens ermöglicht.
Zu den bereits bewährten Strategien gehört ein Selbsthilfe-Paket („Stresspac“),
das eine rund 80seitige Broschüre, eine vierseitige Kurzfassung und
eine doppelseitig bespielte Tonkassette (Entspannung: tief und kurz)
enthält. Die Broschüre setzt vier Schwerpunkte: Körperkontrolle
(durch das Entspannungsverfahren der Progressiven Muskelrelaxation),
Gedankenkontrolle (mit Hilfe kognitiver Methoden), Handlungskontrolle
(in Form von Konfrontationen mit der Angst auslösenden Situation) und
Zukunftskontrolle (in Form von Informationen zur Rückfallprophylaxe).
Wie eine Studie von J. White an 62 Angst-Patienten zeigt, fühlen sich
fast 40 Prozent der Nutzer mit diesem Paket ausreichend therapiert und
benötigen keine weitere Behandlung. Und auch die übrigen 60 Prozent
profitieren von dem „Stresspac“: Im Vergleich zu Angst-Kranken, die
zur Überbrückung einer dreimonatigen Wartezeit keine oder nur eine
verbale Information erhalten hatten, ziehen sie aus einer anschließenden
Psychotherapie größeren Nutzen. Sogar ein und drei Jahre nach Abschluß
der Behandlung schneiden die „Stresspac“-Nutzer besonders günstig
ab.
Nach Erfahrungen von R. Parry und S.
Killick könnte ein 30minütiger Videofilm noch günstigere Effekte
erzielen als eine schriftliche Information. Die britischen Forscher
hatten jeweils 10 Panik-Kranken ein für dieses Problem entwickeltes
Video, eine einschlägige Broschüre bzw. keinerlei Angebot zur Überbrückung
der Wartezeit angeboten. Obwohl sich die Ergebnisse dieser sehr kleinen
Studie nicht verallgemeinern lassen, deuten sie zumindest einen Vorteil
des Videos an. Parry und Killick vermuten, daß der Film besonders überzeugend
und motivierend wirkt, weil sich der Betrachter mit den gezeigten
Patienten und deren Verhalten besonders gut identifizieren kann. Dazu paßt,
daß die Betrachter vor allem die Fallvignetten und den dargestellten
konkreten Ablauf einer Angst-Expositionsbehandlung positiv bewerteten.
J. White: „Stresspac“:
Three-year follow-up of a controlled trial of a self-help package for
the anxiety disorders. Behavioral and Cognitive Psychotherapy 1998 (26)
133-141; R. Parry, S. Killick: An evaluation of the impact of an
individually administered videotale for people with panic disorder. .
Behavioral and Cognitive Psychotherapy 1998 (26) 153-161