Nach Ansicht von C. M. Shapiro und
E. P. Sloan werden nächtliche Panikattacken häufig mit somatischen
Leiden verwechselt, wie etwa einer Atemstörung in Form der Schlafapnoe
oder eines Krampfanfalls. Auch die Patienten denken nicht sofort an
„Panik“, weil sie ganz im Bann ihrer körperlichen Symptome stehen
(etwa Herzrasen und Atemnot). Nächtliche Panikattacken sind keineswegs
selten, wie eine Studie ermittelte: 18 Prozent der Attacken entwickelten
sich aus dem Schlaf heraus zwischen 1 Uhr 30 und 3 Uhr 30 nachts.
Patienten mit nächtlichen Panikattacken scheinen auch tagsüber
vermehrt unter solchen zu leiden. Außerdem stehen bei ihnen vermehrt
somatische Symptome im Vordergrund.
Shapiro und Sloan sehen es als möglich an,
daß nächtliche Panikattacken anders entstehen als Panikattacken während
des Tages. Dementsprechen würden sie auch unterschiedliche
Behandlungsstrategien erfordern. So könnten bei nächtlicher Panik
vermehrt biologische Faktoren wie eine Dysfunktion des autonomen
Nervensystems eine Rolle spielen, während kognitive Phänomene
(angsterzeugende Gedanken) vor allem zum Auftreten von Tagesattacken
beitragen. Therapeutisch würden sich dann im erst genannten Fall
Medikamente anbieten, die auf das autonome Nervensystem einwirken, während
im zweiten Fall eher verhaltenstherapeutische Maßnahmen in Kombination
mit Anxiolytika indiziert sein dürften.
C.
M. Shapiro, E. P. Sloan: Nocturnal panic - an underrecognized entity.
Journal of Psychosomatic Research 1998 (44) 21-23