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Depression: Computertherapie per Telefon?

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USA. Großbritannien. Patienten mit einer leichten bis mittelschweren Depression ziehen Nutzen aus einem Selbsthilfeprogramm, das schriftliche Informationen und regelmäßige telefonische Kontakte zu einem „Therapie-Computer“ umfaßt. Innerhalb von 12 Wochen sinkt der Hamilton-Depressions-Score der Teilnehmer um rund 40 Prozent. Um den gleichen Betrag verbessert sich auch das Arbeits- und Sozialverhalten. Damit schneidet das Verfahren ähnlich gut wie klassische antidepressive Maßnahmen ab. Zu diesen Schlüssen gelangen D. J. Osgood-Hynes und Kollegen aufgrund einer Studie, in die ursprünglich 41 depressive Patienten aus Großbritannien bzw. den USA aufgenommen worden waren (Alter: zwischen 21 und 75 Jahren). 68 Prozent von ihnen führten das Programm komplett durch. Mehr amerikanische (82 Prozent) als britische Patienten (43 Prozent) blieben der Studie treu. Der Behandlungserfolg zeigte ein vergleichbares nationales Gefälle. Je überzeugter ein Patient bereits zu Beginn der Studie vom Nutzen des Selbsthilfeprogramms war und je mehr Zeit er Anrufen widmete, um so besser war das Behandlungsergebnis.

    Das Selbsthilfeprogramm sah eine Eingangsuntersuchung, eine Video-Einführung und die beiden ersten telefonischen Kontakte mit dem Computer in der Klinik vor. In den folgenden 12 Wochen sollten die Patienten dann zu Hause 9 Broschüren durcharbeiten und in Abständen 9mal kostenfrei telefonisch zu einem interaktiven Computer-Programm Kontakt aufnehmen. Ausgehend von den Informationen, die vom Patienten zuvor erfragt und mittels Druck ausgewählter Telefontasten eingegeben worden waren, sprach das Programm dann gezielte Empfehlungen aus. Es unterstützte die schriftlichen Informationen und schlug Übungen zur Entwicklung neuer Fähigkeiten vor. Zusätzlich hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, maximal drei Fragen auf Band zu sprechen, die von einem Experten speziell beantwortet wurden und beim nächsten Anruf abgehört werden konnten. Regelmäßig wurde nach Suizidgedanken gefragt. Bestätigte ein Anrufer diese, forderte das Programm zu einem umgehenden Besuch eines Arztes auf. Es unterbrach das Training solange, bis der Patient bestätigte, daß er und sein Arzt jetzt keine Gefahr mehr sehen. Schwerpunkte der inhaltlichen Arbeit waren die Themen: konstruktives Denken, angenehme Tätigkeiten und selbstbewußte Kommunikation (ergänzt durch spezielle Themen wie Umgang mit Verlust und Trauer).

     Nach Ansicht der Autoren bietet ein Selbsthilfeprogramm mehrere Vorzüge: 1. Es steht auch solchen Patienten offen, die keine Psychotherapeuten finden. 2. Es ist für den Patienten sehr preiswert, nicht stigmatisierend und äußerst bequem, da es rund um die Uhr ohne jegliche Wartezeit verfügbar ist. 3. Es erleichtert vielen Patienten ehrliches Antworten. 4. Es spart Therapiekosten ein und minimiert Datenerfassungs- und Bewertungsfehler. Auf keinen Fall soll es die ärztliche Behandlung ersetzen.

D. J. Osgood-Hynes u.a.: Self administered psychotherapy for depression using a telephone-accessed computer system plus booklets: an open U.S.-U.K. study. J. Clin. Psychiatry 1998 (59) 358-365