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Depression: häufig, oft unerkannt und zudem potentiell tödlich!

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von Dr. med. Peter Schüler, Neurologe, Erlangen

    Zwischen 8 und 20 Prozent der Gesamtbevölkerung erkranken im Laufe ihres Lebens irgendwann an einer Depression In der Praxis des niedergelassenen Arztes finden sich sogar bei bis zu 25 Prozent der Patienten depressive Symptome unterschiedlichen Schweregrades. Damit gehören Depressionen zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. Leider spielt sich ein Großteil des Leidens im Dunkeln ab, da rund ein Viertel der Betroffenen keine ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt und in der Praxis nur jede zweite Depression als solche erkannt wird.

 Das Leiden Depressiver kann letztlich nur derjenige ermessen, der selbst einmal depressiv erkrankt war. Wie schlecht es den Betroffenen geht, verdeutlicht der Umstand, daß ca. 10 Prozent aller Depressionen durch Suizid tödlich enden. Die Rate der Suizidversuche liegt um ein Mehrfaches höher und unterstreicht die Verzweiflung der Kranken.

    Leidtragende von Depressionen sind nicht nur die Betroffenen und ihre Angehörigen, auch die Gesellschaft nimmt Schaden. Denn Depressionen gehen mit einem Verlust an Energie und Aktivität einher, der die Betroffenen oft komplett aus ihren sozialen Bezügen reißt: Hausfrauen können ihre häuslichen Aufgaben nicht mehr erledigen, Arbeitnehmer die gewohnten Arbeitsabläufe nicht mehr bewältigen. Die dadurch entstehenden direkten und indirekten Folgekosten wurden beispielsweise für die USA mit 20 bis 50 Milliarden US Doller berechnet.

    Vor diesem Hintergrund besteht am Sinn einer Behandlung keinerlei Zweifel, da mit deren Hilfe das meist vier- bis sechsmonatige Leiden auf sechs bis acht Wochen verkürzt werden kann. Dabei ist es wichtig, daß die Kranken die Verzögerung des Wirkungseintritts (meist nach zwei Wochen) akzeptieren und sich von den möglicherweise bereits vorher spürbaren Nebenwirkungen nicht entmutigen lassen.

 

Nach einem Vortrag auf dem BPI-Presseseminar „Schatten auf der Seele: Arzneimittel in der Psychiatrie“ am 22.09.98 in Eltville

 

Abb.: Exponat der Ausstellung „SOLITUDE“ (Hans-Prinzhorn-Klinik, Hemer, 24.04.98)