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Großbritannien. Ein
überraschendes Phänomen beobachteten R. B. Brown und M. Jahanshahi in
einer Studie mit Parkinson-Kranken. Sie stellten fest, daß die Kranken
mit einer Hand bessere Leistungen erbrachten, wenn die andere
gleichzeitig eine völlig unterschiedliche (rhythmische) Aufgabe
ausführte. So sollten die Patienten innerhalb von 30 Sekunden mit einer
Hand möglichst viele kleine Metallpropfen aus Bohrlöchern entnehmen
und sie dann in andere Vertiefungen stecken, während sie mit dem
Zeigefinger der zweiten Hand möglichst schnell auf den Tisch klopften.
Zur Überraschung der englischen Wissenschaftler bewegten die
Patienten (im Gegensatz zu gesunden Kontrollpersonen) bei dieser
komplexen zweihändigen Aufgabe mehr Stifte als bei einer Testvariante,
bei der die zweite Hand ruhte. Brown und Jahanshahi erklären ihre
Entdeckung auf zweierlei Weise: 1. Von sportlichen Höchstleistungen ist
bekannt, daß übermäßige Aufmerksamkeit Bewegungsabläufe stört.
Möglicherweise gilt dies auch für Parkinson-Kranke, wenn sie sich
(insbesondere unter Streß) zu sehr anstrengen. Eine zweite und
gleichzeitig auszuführende Aufgabe würde in diesem Fall das „zuviel
an Aufmerksamkeit“ abziehen und der zweiten Aufgabe zuführen. Die
erste Aufgabe erhält dann so ein Optimum an Aufmerksamkeit. 2. Für
viele Parkinson-Patienten haben sich äußere Schrittmacher bewährt, um
Bewegungen zu initiieren und in Gang zu halten. Möglicherweise
übernimmt im hier beschriebenen Experiment das Fingerklopfen mit der
zweiten Hand eine ähnliche Funktion.
Sollten sich die von Brown und Jahanshahi beschriebenen
Beobachtungen in anderer Form wiederholen lassen, würden sich
vielleicht neue Ansätze eröffnen, um Parkinson-Kranken auch komplexere
Bewegungsabläufe (wie zum Beispiel Schreiben) zu erleichtern.
R.
G. Brown, M. Jahanshahi: An unusual enhancement of motor performance
during bimanual movement in Parkinson´s disease. J. Neurol. Neurosurg.
Psychiatry 1998 (64) 813-816