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Rauchen als Parkinson-Prophylaxe?

USA. Möglicherweise müssen die EG-Gesundheitsminister demnächst ihren Warnhinweis auf Zigarettenpackungen korrigieren. Denn in einem Punkt scheint Rauchen sogar „gesund“ zu sein: Wie mittlerweile 35 fallkontrollierte Studien andeuten, verringert diese Form des Genußmittelkonsums das Risiko, an einem Parkinson-Leiden zu erkranken. Die neueste Untersuchung stammt von J. M. Gorell und Kollegen und beansprucht für sich, eine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung nachweisen und methodische Fehler weitgehend ausschließen zu können. Die Studie verglich 144 Parkinson-Patienten mit 464 in Alter und Geschlecht entsprechenden Kontrollpersonen. Das Mindestalter der Teilnehmer betrug 50 Jahre. Im Vergleich zu lebenslangen Nichtrauchern waren aktive leichte Raucher (weniger als 30 Packungen pro Jahr) um den Faktor 0,59 seltener von der Parkinson-Krankheit betroffen. Für starke Raucher (mehr als 30 Packungen pro Jahr) schrumpfte der Faktor sogar auf 0,08. Selbst stärkere Ex-Raucher schienen von ihrem ehemaligen Laster zu profitieren. Diejenigen, die vor mehr als 20 Jahren zum letzten Mal eine Zigarette angefaßt hatten, erkrankten um den Faktor 0,89 seltener an Morbus Parkinson. Wer mit dem Rauchen erst innerhalb der letzten 20 Jahre Schluß gemacht hatte, zog aus dem ehemals inhalierten Dunst noch mehr Nutzen (Faktor 0,37). Alkoholkonsum hob die beschriebenen Vorteile um so mehr auf, je ausgeprägter er war. Soweit Raucher dennoch an dem Parkinson-Leiden erkrankten, waren sie im Durchschnitt ähnlich alt wie neu erkrankte Nichtraucher. Rauchen scheint den Erkrankungsbeginn also nicht zu verzögern.

    Worauf die beschriebenen Effekte beruhen, ist weiterhin rein spekulativ. Denkbar ist, daß im Rauch protektive Substanzen enthalten sind, die entweder die Zellen und ihre Prozesse direkt schützen oder (indirekt) den Effekt toxischer Stoffe abschwächen.

J. M. Gorell u.a.: Smoking and parkinson´s disease. A dose-response relationship. Neurology 1999 (52) 115-119