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Tiermodell: Cabergolin erspart Dyskinesien

Von Prof. Dr. rer. nat. Manfred Gerlach,

Psychiatrische Universitätsklinik  Würzburg

    Dyskinesien sind häufige Komplikationen einer langjährigen L-Dopa-Therapie bei Parkinson-Kranken. Ihre Ursachen sind nach wie vor ungeklärt. Zu den bekannten Risikofaktoren gehören: jüngeres Alter, Dauer und Stärke einer L-Dopa-Exposition sowie die L-Dopa-Tagesdosis. Für sich betrachtet reichen diese jedoch noch nicht aus. Ein wesentlicher Kofaktor ist das Ausmaß der nigrostriatalen Degeneration. Denn bei Patienten mit intakter Substantia nigra (etwa im Rahmen eines Restless-legs-Syndrom) waren bislang keine Dyskinesien zu beobachten. Die meist asymmetrische Ausprägung der Dyskinesien spricht ebenfalls für die wichtige Rolle der nigrostriatalen Degeneration. Schließlich dürfte auch das Geschlecht eines Parkinson-Patienten die Wahrscheinlichkeit von Dyskinesien beeinflussen, da Frauen vermehrt unter ihnen zu leiden scheinen.

    Zur Pathogenese von Dyskinesien gibt es pharmakokinetische und pharmakodynamische Hypothesen. Erstere beziehen sich auf das rasche An- und Abfluten von L-Dopa, die periphere Anhäufung von 3-O-Methyl-Dopa und auf die Konkurrenz von Nahrungsbestandteilen mit L-Dopa an der Bluthirnschranke. Pharmakodynamische Hypothesen erklären Dyskinesien vor allem als Folge einer Supersensitivität von Dopaminrezeptoren, die sich nach gehäufter Stimulation einstellt. Vermutlich wirken alle erwähnten Aspekte zusammen.

    Nachdem bereits das MTPT-Affenmodell Hinweise lieferte, daß unter der Gabe des langwirksamen Dopaminagonisten Cabergolin keine Dyskinesien auftreten, stellte sich unserer Forschungsgruppe die Frage, ob auch ein Dyskinesiemodell des Nagers die genannten Befunde bestätigt. Zu diesem Zweck schädigten wir das Striatum von Ratten beiderseits mittels 6-OHDA. 9 Tage später erhielten die Tiere 30 Tage lang einmal täglich Cabergolin oder zweimal täglich Lisurid (Dopaminagonist mit kurzer Halbwertszeit). Unter dem beschriebenen Vorgehen trat Schnüffelverhalten - als Marker für eine potentielle Rezeptorsupersensitivität bzw. Dyskinesiehinweis –lediglich unter Lisurid auf.

    Es ist daher anzunehmen, daß auch bei Patienten die Häufigkeit motorischer Spätkomplikationen (als Folge einer Rezeptorsupersensitivierung) abnimmt, wenn man die entsprechenden Rezeptoren kontinuierlich mit Dopaminagonisten wie Cabergolin stimuliert.

 

Nach einem Vortrag auf dem 1. Kongreß der Deutschen Parkinson Gesellschaft e.V. am 4. März 1999 in Würzburg