In Depressionen den Schutzmechanismus
erkennen
Depressionen
„bremsen“ und verleiten zum „Rückzug“. Deshalb sind sie mitunter
sehr sinnvoll! Im Sinne eines („natürlichen“) Schutzmechanismus können
sie einen Menschen davor bewahren, seine Energien weiterhin unsinnig zu
verausgaben und unerreichbaren Zielen endlos nachzujagen. So kann man sich
erklären, warum manche Menschen eine Depression entwickeln, wenn sie sich
beruflich völlig verausgabt oder in einer jahrelangen unglücklichen
Beziehung bis auf die Knochen aufgerieben haben. Wer solchen Menschen
lediglich die Depression nehmen will, tut ihnen keinen Gefallen. Anschließend
werden sie vermutlich in die alten (erneut krankmachenden) Muster
verfallen. Den Betreffenden hilft man besten, wenn man ihnen gleichzeitig
zu günstigeren Möglichkeiten verhilft, sich vor Überanstrengung zu schützen
bzw. eigene Interessen zu vertreten.
Einladung zur Trauer annehmen
Viele Depressionen lassen
sich als mißglückte Trauerversuche verstehen. Denn überproportional häufig
findet man in der Lebensgeschichte depressiver Menschen, dass Beziehungen
zwischen ihnen und anderen wichtigen Personen abrupt endeten (durch Tod
oder Verlassen). Diese Erlebnisse wurden meistens nie richtig durch
angemessene Trauer bewältigt. So erklärt sich, warum Depressive oft große
Schwierigkeiten im Umgang mit Nähe und Beziehung haben: Manche klammern
sich übermäßig an, andere mißtrauen der Verlässlichkeit von
Beziehungen und lassen sich lieber erst gar nicht auf Nähe ein. In
solchen Fällen hat es sich bewährt, einerseits der Trauer um die
gescheiterten früheren Beziehungen (endlich) den nötigen Raum zu lassen
(sich der eigenen Sehnsucht nach Beziehung zu stellen) und andererseits
neue Formen des Umgangs mit Beziehungen zu üben. Zum Abschied nehmen von
vergangenem Leid gehört auch, verzeihen zu können, was vielen
Depressiven sehr schwer fällt.
Körperliche, toxische und medikamentöse
Ursachen ausschließen
Auch körperliche
Erkrankungen, eine unzureichende Ernährung, Suchtstoffe und bestimmte
Medikamente können eine Depression auslösen. Beispiele sind Schilddrüsenerkrankungen,
Anämie („Blutarmut“), Vitaminmangel (zum Beispiel Vitamin B12),
Hormonstörungen, Schlaganfall und andere neurologische Leiden sowie
Arzneimittel wie Reserpin, Betablocker, Clonidin, Glukokortikoide und
einige Rheuma- und Schmerzmittel (siehe jeweils den Beipackzettel).
Alkohol und Nikotin scheinen mitunter depressive Gefühle zu nehmen,
langfristig verschärfen sie aber das Problem. Deshalb ist es wichtig,
sich bei hartnäckigen depressiven Störungen von einem Arzt gründlich
untersuchen zu lassen, sich gesund zu ernähren, auf schädliche
Genussmittel (Alkohol, Nikotin) zu verzichten und körperliche Ursachen
einer Depression gezielt zu behandeln. Medikamente dürfen nur in
Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden!
Sich Krankenhaushilfe gönnen
In folgenden Situationen
kann eine stationäre Behandlung das beste Vorgehen bei einer Depression
sein: Übermächtige Selbstmordgedanken oder erste Anläufe zu Selbsttötungsversuchen,
Unfähigkeit, an der Behandlung mitzuwirken, Selbstvernachlässigung (bei
Ernährung und Körperpflege), schwieriges (Streß erzeugendes) soziales
Umfeld, dringender Bedarf nach Ruhe und körperliche Begleiterkrankungen,
die ärztlicher Hilfe bedürfen. Zögern Sie nicht, den Haus- oder
Facharzt um die Einweisung in eine Fachklinik zu bitten, wenn eines der
genannten Beispiele auf Sie zutrifft.
Licht tanken
Vor allem im (dunklen)
Herbst und Winter auftretende Depressionen können sich bessern, wenn man
sich am frühen Morgen (bis zu zwei Stunden lang) sehr hellem Licht
aussetzt. Hierfür gibt es mittlerweile Lampen, die Licht der geeigneten
Wellenlänge ausstrahlen.
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