ZNS-
SPEKTRUM

Home
Neu Archiv Titel-
Beiträge
Patienten

Bücher

Audio
visuelle Medien
Impressum
 
Web www.zns-spektrum.com

 

"Bewegungsparks" für Demente

USA. 95 Prozent aller Pflegeheime für Demenz-Kranke, die über Außenanlagen für ihre Patienten verfügen, betrachten diese Bewegungsräume als „äußerst“ bzw. „sehr“ nützlich. Denn je beeinträchtigter ein Mensch ist, um so mehr können auf ihn zugeschnittene Umgebungen zu einer wichtigen „Prothese“ werden. So verschaffen Parkanlagen behinderten Kranken eine Vielzahl angenehmer visueller, auditiver, taktiler oder olfaktorischer Stimuli, die ihnen sonst nicht mehr zur Verfügung stehen.

    Dennoch scheinen viele Pflegeheime mit der derzeitigen Gestaltung ihrer Freiluftangebote noch nicht zufrieden zu sein, wie J. Cohen-Mansfield und P. Werner in einer Befragung von 320 amerikanischen Einrichtungen ermittelten. Zwar verfügen die meisten Parks für Demente über Gehwege, Bäume und Blumen; aber nur in 40 Prozent finden sich auch Hochbeete und nur in 20 Prozent besondere Dekorationen. Während die Hälfte der Heime sonnengeschützte Tische aufgestellt hat, bieten nur 30 Prozent in Glas eingefasste Aussichtsplätze, die bei schlechter Witterung noch besser schützen. Auch Überdachungen, Markisen oder Spaliere sind eher Mangelware.

     Dass globale Lösungen keineswegs allen dementen Pflegeheim-Bewohnern nutzen, zeigen Gartenmöbel. Diese stehen bei vielen Pflegeheimen ganz oben auf der Wunschliste; bei einigen wenigen gelten sie jedoch als Gefahrenquelle. Das Beispiel Gartenmöbel verdeutlicht auch, dass es mit deren Anschaffung allein nicht getan ist. Alltagsgegenstände für demente Pflegeheimbewohner müssen nämlich auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Zielgruppe zugeschnitten sein (etwa durch eine ausreichende Sitzhöhe und die Gewährleistung von Sicherheit).

    Ein angenehmer Ausblick kann stimulieren. Umgekehrt werden Orte, an denen es „nichts zu sehen gibt“, rasch unattraktiv. Deshalb stimmt es nachdenklich, dass in der amerikanischen Untersuchung 41 Prozent der Parkanlagen lediglich den Blick auf einen Zaun eröffneten. Nur wenige Einrichtungen boten Aussichten auf eine anregende Nachbarschaft. Aber auch praktische Probleme können die Anziehungskraft eines Parks verringern, etwa wenn der Weg dorthin beschwerlich ist und wenn es in den Außenanlagen keine leicht zu erreichenden Toiletten oder Trinkquellen gibt. Wie man Demenz-Kranke überhaupt ins Freie lockt (etwa durch Glastüren oder durch große Fenster neben den Türen), ist eine noch unerforschte Frage.

   Den amerikanischen Wissenschaftlern erscheint es jedenfalls günstig, wenn die Parkanlagen auch Gesunden bzw. den Familienangehörigen (insbesondere Kindern) offen stehen. Nicht zuletzt laden die Autoren dazu ein, weitere innovative Lösungen zu entwickeln. So wären beispielsweise bepflanzte Wintergärten eine Möglichkeit, gravierenden Witterungsproblemen zu begegnen. Noch zu entwickelnde „Balkone für Demenz-Kranke“ könnten in innerstädtischen Pflegeheimen fehlende Parks ersetzen.

    Schon zu Beginn ihres Beitrags weisen die Autorinnen darauf hin, dass alle gartenarchitektonischen Lösungen vor dem gleichen Dilemma stehen: Einerseits sollen sie Demenz-Kranken eine friedliche und ruhige Umgebung bieten, andererseits sollen sie aber auch anregen und zur Bewegung motivieren.

J. Cohen-Mansfield u.a.: Outdoor wandering parks for persons with dementia: a survey of characteristics and use. Alzheimer Disease and Associated Disorders 1999 (13) 109-117