USA. In den modernen
Wissenschaften hat sich die Theorie der „dynamischen Systeme“ als
hilfreich erwiesen. Wie A. M. Hayes und J. L. Strauss in einer Studie an
32 depressiven Patienten aufzeigen, lassen sich die entsprechenden
Denkmodelle auch für die Behandlung Depressiver nutzen. Die Theorie
dynamischer Systeme geht davon aus, dass jedes „System“
(beispielsweise ein Mensch) seiner eigenen Dynamik unterliegt und die
Tendenz hat, bevorzugte Zustände (Muster) einzunehmen. Solche Muster
(auch „Attraktoren“ genannt) sind um so stabiler, je länger sie
bereits wirken.
Veränderungen setzen voraus, dass das System neue Informationen
bzw. Energien erhält und so instabiler bzw. variabler wird. Bei Menschen
sperrt sich deren „Selbstschutz“ bzw. „Widerstand“ dagegen,
eingespielte und Sicherheit suggerierende Muster aufzugeben. Dies
erschwert zugleich Wachstum und Entwicklung. Nach Ansicht der
amerikanischen Autoren fördern Therapeuten Veränderungen, indem sie
ihren Patienten Sicherheit bieten, sie kräftigen, ihr Selbstwertgefühl
stärken, Coping-Strategien freisetzen, soziale Unterstützung fördern
und Hoffnung erwecken. Vor diesem Hintergrund wird Selbstschutz
verzichtbar und der Patient stabil genug, um Destabilisierungen zu wagen.
Zu der notwendigen Destabilisierung alter Muster tragen außerdem
- neue
Informationen
- ein
verständnisvolles und Gefühle mobilisierendes Anknüpfen an der
Vergangenheit des Patienten sowie
- häufiges
Üben neuen Verhaltens bei.
Bei den erwähnten Patienten ließen sich die
„Übergangsphasen“ zwischen alten und neuen Mustern identifizieren und
mit therapeutischen Interventionen in Beziehung setzen.
„Übergangsphasen“ (Destabilisierungen) wirken nach außen
irritierend, da sie meist mit einer vorübergehenden Verschlimmerung von
Symptomen einhergehen. Dieser folgt das Einspielen eines neuen Musters
(und damit häufig eine Besserung).
A. M. Hayes u.a.: Dynamic
systems theory as a paradigm for the study of change in psychotherapy; an
application to cognitive therapy for depression. Journal of Consulting and
Clinical Psychology 1998 (66) 939-947
|