Großbritannien. Über einen ungewöhnlichen,
dafür um so bedeutsameren Krankheitsverlauf berichten S. V. Argyropoulos
und Kollegen. Ihr mittlerweile 70jähriger Patient litt seit fast 30
Jahren unter den typischen Symptomen einer Depression. Er fühlte sich
fremd, zog sich sozial zurück, war völlig motivationslos und litt unter
Konzentrations- und Schlafstörungen. Nachdem er sich erfolglos fast sämtlichen
möglichen Behandlungsmaßnahmen unterzogen hatte, merkte er, dass seine
Umwelt die Hoffnung aufgab und weitere Hilfe einstellte.
Als sich seine Symptome aufgrund einer schweren
Erkrankung der Ehefrau
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erneut verstärkt hatten, erhielt er
versuchsweise zweimal täglich 4 mg Reboxetin (Edronax®). Zur Überraschung
der Beteiligten führte dies schon innerhalb von 2 bis 3 Tagen zu einer spürbaren
Besserung. Stimmung und Energie normalisierten sich und die Motivation
kehrte zurück. Der Patient interessierte sich plötzlich für Kochen und
wurde geselliger. Es war ihm wichtig, sich „wieder unter die Lebenden zu
begeben“. Selbst als ein Harnverhalt als Nebenwirkung des Arzneimittels
auftrat, wollte er auf keinen Fall auf die Medikation verzichten. Statt
dessen konsultierte er lieber einen Urologen.
Angesichts dieser Erfahrungen warnen die Autoren davor, eine
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Depression vorschnell
als „chronisch“ und „behandlungsresistent“ einzustufen und
therapeutisch zu resignieren. Zwar sei die langfristige Prognose nach
Depressionen weniger gut, als man ursprünglich dachte. Das vorliegende
Beispiel zeige aber, dass eindrucksvolle Besserungen selbst nach extrem
langer Dauer möglich sind. Diese Perspektive wird nicht zuletzt durch
die Entwicklung neuer Antidepressiva und durch eine symptomgerechte
Auswahl des Medikaments eröffnet.
S.
V. Argyropoulos u.a.: A case of reversal of treatment-resistant
depression after
almost 30 years of symptoms. Int.
J. Psych. Clin. Pract. 1999 (3) 289-291 |