Selbstsicherheit trainieren
Depressive Menschen
haben meist Selbstwertprobleme, können sich schlecht durchsetzen und sind
„aggressionsgehemmt“. In diesen Punkten kann ihnen ein
„Selbstsicherheitstraining“ in der Gruppe weiterhelfen. Dabei lernen
sie, eigene Bedürfnisse nicht nur wahrzunehmen, sondern diese auch
angemessen zu äußern und konstruktiv dafür einzutreten. Außerdem übt
man, wie man zu anderen Kontakt aufnimmt, Kontakte gestaltet und
aufrechterhält. Wichtige Stichworte sind: „Nein“ sagen und Kritik äußern
können, Verantwortung für eigene Wünsche übernehmen, statt abzuwarten,
dass andere diese erkennen und erfüllen.
Wertschätzen statt abwerten
Depressive Menschen
neigen dazu, vieles abzuwerten, sich selbst ebenso wie andere („Das war
doch nichts“, „Das kann doch jeder“, „Da ist noch nicht genug“,
„Da fehlt noch...“). Wenn etwas zu 50 Prozent vorhanden ist, klagen
sie eher über die bereits fehlende Hälfte, als sich über den (noch)
vorhandenen Teil zu freuen. Trainieren Sie sich im „Wertschätzen“,
wenn Sie sich in dieser Beschreibung wiedererkennen. Werfen Sie jedes Mal
5 DM in ein Sparschwein, wenn Ihnen eine Abwertung über die Zunge
rutscht. Machen Sie mit dem Inhalt des Sparschweins demjenigen ein
Geschenk, den Sie am häufigsten abgewertet haben (Das können auch Sie
selbst sein!). Drücken Sie damit Ihre „Wertschätzung“ aus.
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„Schuldgefühle“
abbauen und anderen keine „Schuld“ zuschreiben
Viele depressive
Menschen leiden unter Schuldgefühlen. Sie glauben, etwas falsch gemacht
zu haben. Selbst wenn dies der Fall gewesen sein sollte, helfen Schuldgefühle
jedoch nicht weiter. Sie können das Geschehene nicht rückgängig machen
und sind deshalb in aller Regel sinnlos. Meist haben sie ihre Ursache in
der Erziehung, wo sie als „pädagogisches Mittel“ eingesetzt wurden
(„Du bist ein schlechtes Kind, wenn Du...“). Wenn Sie schon glauben,
sich falsch verhalten zu haben, helfen Sie sich und anderen mehr, wenn Sie
die Verantwortung übernehmen und anbieten, Schaden zu verringern. Häufig
sind Schuldgefühle auch völlig unberechtigt, weil die Betroffenen nach
bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben. Besondere Veranlagung zu
Schuldgefühlen haben Menschen, die meinen, es allen recht machen zu müssen
und für ungute Gefühle anderer verantwortlich zu sein.
Selbsthilfeliteratur nutzen
Die Fülle an hilfreichen
schriftlichen Informationen zur „Depression“ ist kaum noch überschaubar.
Neben kostenlosen Broschüren von pharmazeutischen Firmen gibt es
zahlreiche Bücher, die sich an Betroffene wenden.
Das Unternehmen Pharmacia & Upjohn (Am Wolfsmantel 46, 91058 Erlangen)
bietet folgende Informationen kostenlos an: Wege aus der Depression - zurück
ins Leben. Ein
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28seitiger
Patienten- und Angehörigenratgeber, ZDF-Patientenbroschüre Depression,
Wege aus der Depression (4seitiges Faltblatt mit 23 bewährten und ausführlich
erläuterten Tipps). Über den Buchhandel beziehbare Titel sind
beispielsweise: Ursula Nuber: Depression – die verkannte Krankheit. Kreuz
Verlag. 7. Auflage 2000; Hanfried Helmchen u.a.: Depression und Manie. Wege
zurück in ein normales Leben. Ein Ratgeber für Kranke und Angehörige.
TRIAS 1998; Cornelia Thiels: Das Selbsthilfeprogramm bei Depressionen. Neue
Energien finden. Herder 1998; Volker Friebel/Widmar Puhl: Wirksame Hilfe bei
Depressionen. Midena Verlag 1997; Manfred Wolfersdorf: Krankheit Depression
erkennen, verstehen, behandeln. Psychiatrie Verlag 2000; P. Treppner:
Depressionen erkennen und überwinden. TRIAS 1996
Auf
Vergleiche verzichten
Viele
Depressive halten durch häufiges Vergleichen ihre Unzufriedenheit am Leben.
Man findet fast immer Menschen, die erfolgreicher, attraktiver und sorgloser
als man selbst sind. Aber hilft Ihnen ein solches Wissen wirklich weiter,
zumal es auf Ihrer ganz persönlichen Bewertung beruht und daher auch
„falsch“ sein kann? Solange Sie sich mit anderen vergleichen, verstellen
Sie sich den Blick auf sich selbst. Welche Fähigkeiten haben Sie bereits?
Welche müssen Sie noch entwickeln? Das gilt es herauszufinden, und nicht,
ob anderen Menschen das Leben - scheinbar - besser gelingt.
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