USA. Dickeren Menschen
wird nachgesagt, sie seien fröhlicher als dünnere Personen. Zweifel an
dieser Hypothese meldet eine prospektive Untersuchung von R. E. Roberts
und Kollegen an. In ihr hatten beleibtere Menschen ein erhöhtes Risiko,
schon im Folgejahr eine Depression zu entwickeln. Auch bei einer
Querschnittsbetrachtung waren dickere Menschen häufiger von Depressionen
betroffen als solche mit Normal- oder Untergewicht. An diesen Verhältnissen
änderte sich selbst dann nichts, wenn man weitere Faktoren berücksichtigte,
die eine Depression fördern können (wie Alter, Geschlecht, Bildung,
Familienstand, soziale Isolierung und soziale Unterstützung, chronische
Krankheiten, Behinderungen, belastende Lebensereignisse und finanzielle
Probleme).
In die Auswertung flossen Daten von 2.730
Personen ein, die mindestens 50 Jahre alt waren (Durchschnittsalter: 64,7
Jahre). Als übergewichtig galten diejenigen, deren Body Mass Index (BMI)
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im 85. Perzentil oder höher
lag. Im Ausgangsjahr (1994) waren danach 13,8 Prozent der Teilnehmer übergewichtig,
71,9 Prozent normalgewichtig und 14,3 Prozent untergewichtig. Während
immerhin 15,5 Prozent der Übergewichtigen die Kriterien einer Major
Depression erfüllten, waren es bei den Normalgewichtigen nur halb so
viele (7,4 Prozent). Auch Untergewichtige waren deutlich seltener
depressiv (8,8 Prozent).
Zusätzlich zu diesem Querschnittsvergleich überprüften
Roberts und Kollegen, wie sich Übergewicht auf das weitere Befinden
auswirkt. Dazu setzten sie die 1994 erhobenen Daten zu denen einer
Folgeuntersuchung (1995) in Beziehung. Es zeigte sich, dass Übergewicht
auch bei ursprünglich nicht depressiven Personen die Wahrscheinlichkeit
erhöhte, nach einem Jahr an einer Major Depression zu erkranken. Auch
wenn man andere potentiell depressionsfördernde Faktoren berücksichtigt,
bleibt es dabei, dass rund 70 Prozent mehr Übergewichtige neu an einer
Depression erkranken.
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Die Autoren räumen ein, dass andere Studien zu
gegenteiligen Ergebnissen gelangt sind. Ihrer eigenen Untersuchung halten
sie zugute, dass sie erstmalig epidemiologische Daten im Rahmen einer
prospektiven Betrachtung liefert, dass sie sich auf eine große
Teilnehmerzahl stützt und dass sie versucht, den Zusammenhang zwischen Körpergewicht
und Depression von anderen Einflussgrößen zu bereinigen.
Auch die Frage nach den kausalen Zusammenhängen
zwischen Übergewicht und Depression bleibt offen. Hier werden unter anderem
folgende Gesichtspunkte diskutiert: ein aufgrund des Übergewichts
verringertes Selbstwertgefühl, negative Selbstbilder, Versagensgefühle im
Anschluss an erfolglose Diäten und vermehrter Kohlenhydratverzehr als Folge
des Versuchs, auf diesem Weg die Stimmung zu verbessern.
Roberts,
R. E., et al.: Are the obese at greater risk for depression? American
Journal of Epidemiology 2000 (152) 163-170
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