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Wege aus der Depression (Teil 7)

Sich selbst ein guter Freund sein

Würden Sie einen guten Freund ständig kritisieren und antreiben? Wohl eher nicht. Leider behandeln sich viele depressiv erkrankte Menschen auf derart unfreundliche Weise. Machen Sie es sich deshalb zu Gewohnheit, mit sich selbst mindestens genau so gut umzugehen, wie Sie es mit einem sehr guten Freund tun würden.

Genießen üben

So wie man nicht gleichzeitig weinen und lachen kann (allenfalls nacheinander), schließen sich Genuss und Depression gegenseitig aus. Versuchen Sie deshalb konsequent, die „kleinen Freuden“ des Alltags zumindest etwas zu genießen (wie die angenehme Wärme von Sonne, den Geschmack eines köstlichen Essens, das entspannende Anhören von Musik oder von Naturgeräuschen).

Positiv denken

Depressive Menschen sind wahre Meister darin, in jedem auch nur potentiell positiven Ereignis einen beklagenswerten Nachteil zu sehen (Wenn sie eine Million erben, machen sie sich sofort Sorgen um die Steuern!). Für ihre Umwelt werden sie damit oft zum Miesmacher und Lustkiller. Nichts, aber auch gar nichts (außer Gewohnheit) spricht dagegen, als erstes auf Positives zu achten. Dies ist weder verboten, noch eine „billige Technik“ (wie viele Depressive gerne behaupten). Positiv denken bedeutet nicht, unkritisch alles zu bejubeln. Positiv-Denker versetzen sich lediglich in einen angenehmen Zustand, der es ihnen erleichtert, auch den kritischen Dingen entspannter ins Auge zu blicken. In einem Bild gesprochen: Sie beginnen die Hausbesichtigung mit dem lichtdurchfluteten Wohnzimmer, während Depressive sich sofort in den dunklen Keller stürzen und dort ihr Gesamturteil fällen.

Kontaktnetz pflegen/erweitern

Depressive Menschen neigen zum Rückzug und vereinsamen schnell. Verhindern Sie eine solche Entwicklung und pflegen Sie Kontakte, auch wenn Ihnen dies extrem schwer fallen mag. Kontaktnetze wirken eindeutig „antidepressiv“! Verabreden Sie sich: Einkäufe und Spaziergänge kann man auch gemeinsam unternehmen. Vermeiden Sie jedoch, sich an einen einzelnen Menschen zu „klammern“. Über kurz oder lang wird Ihnen der Betreffende sonst aus dem Weg gehen oder zunehmend unfreundlicher reagieren (weil Sie ihm regelrecht „die Luft nehmen“).

Selbsthilfegruppe besuchen

In vielen größeren Orten gibt es bereits Gesprächsgruppen für depressive Menschen. Die entsprechenden Adressen sind über regionale Zeitungen, das Gesundheitsamt, die kassenärztlichen Vereinigungen, kirchliche Beratungsstellen, psychiatrische Kliniken oder Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen zu erfahren. Solche Gruppen vermitteln das Gefühl, mit dem Problem nicht alleine zu sein und wirklich (insbesondere emotional) verstanden zu werden. Auch kann man in ihnen lernen, Scham zu überwinden und auf andere zuzugehen. Beim Zuhören relativieren sich oft eigene Probleme.

Eignung von Gruppentherapie überprüfen

Depressiv Kranke haben es in „gemischten“ Gruppen (in denen auch Patienten mit anderen psychischen Leiden vertreten sind) oft schwer: Sie kommen schnell zu kurz, da sie ihr übliches Verhalten meist auch in der Gruppe fortsetzen (sich zurück zu ziehen, sich selbst zu entwerten, sich nicht zu behaupten, Aggressionen zu unterdrücken, angepasst und überordentlich zu sein). Oft profitieren Depressive mehr davon, in einer Einzeltherapie zu erleben, wie sich eine „gute Beziehung“ herstellen lässt. Gruppen sind dann hilfreich, wenn andere Gruppenmitglieder ähnliche Probleme haben und eine fachlich kompetente Leitung den Besonderheiten des Krankheitsbildes Rechnung trägt. In solchen Gruppen kann man im Rollenspiel üben, konstruktiv Wünsche und Kritik zu äußern und damit selbstsicherer zu werden.