Sich
selbst ein guter Freund sein
Würden Sie einen guten
Freund ständig kritisieren und antreiben? Wohl eher nicht. Leider
behandeln sich viele depressiv erkrankte Menschen auf derart unfreundliche
Weise. Machen Sie es sich deshalb zu Gewohnheit, mit sich selbst
mindestens genau so gut umzugehen, wie Sie es mit einem sehr guten Freund
tun würden.
Genießen üben
So wie man nicht
gleichzeitig weinen und lachen kann (allenfalls nacheinander), schließen
sich Genuss und Depression gegenseitig aus. Versuchen Sie deshalb
konsequent, die „kleinen Freuden“ des Alltags zumindest etwas zu genießen
(wie die angenehme Wärme von Sonne, den Geschmack eines köstlichen
Essens, das entspannende Anhören von Musik oder von Naturgeräuschen).
Positiv
denken
Depressive Menschen sind
wahre Meister darin, in jedem auch nur potentiell positiven Ereignis einen
beklagenswerten Nachteil zu sehen (Wenn sie eine Million erben, machen sie
sich sofort Sorgen um die Steuern!). Für ihre Umwelt werden sie damit oft
zum Miesmacher und Lustkiller. Nichts, aber auch gar nichts (außer
Gewohnheit) spricht dagegen, als erstes auf Positives zu achten. Dies ist
weder verboten, noch eine „billige Technik“ (wie viele Depressive
gerne behaupten). Positiv denken bedeutet nicht, unkritisch alles zu
bejubeln. Positiv-Denker versetzen sich lediglich in einen angenehmen
Zustand, der es ihnen erleichtert, auch den kritischen Dingen entspannter
ins Auge zu blicken. In einem Bild gesprochen: Sie beginnen die
Hausbesichtigung mit dem lichtdurchfluteten Wohnzimmer, während
Depressive sich sofort in den dunklen Keller stürzen und dort ihr
Gesamturteil fällen.
Kontaktnetz
pflegen/erweitern
Depressive Menschen
neigen zum Rückzug und vereinsamen schnell. Verhindern Sie eine solche
Entwicklung und pflegen Sie Kontakte, auch wenn Ihnen dies extrem schwer
fallen mag. Kontaktnetze wirken eindeutig „antidepressiv“! Verabreden
Sie sich: Einkäufe und Spaziergänge kann man auch gemeinsam unternehmen.
Vermeiden Sie jedoch, sich an einen einzelnen Menschen zu „klammern“.
Über kurz oder lang wird Ihnen der Betreffende sonst aus dem Weg gehen
oder zunehmend unfreundlicher reagieren (weil Sie ihm regelrecht „die
Luft nehmen“).
Selbsthilfegruppe
besuchen
In vielen größeren
Orten gibt es bereits Gesprächsgruppen für depressive Menschen. Die
entsprechenden Adressen sind über regionale Zeitungen, das
Gesundheitsamt, die kassenärztlichen Vereinigungen, kirchliche
Beratungsstellen, psychiatrische Kliniken oder Kontakt- und
Informationsstellen für Selbsthilfegruppen zu erfahren. Solche Gruppen
vermitteln das Gefühl, mit dem Problem nicht alleine zu sein und wirklich
(insbesondere emotional) verstanden zu werden. Auch kann man in ihnen
lernen, Scham zu überwinden und auf andere zuzugehen. Beim Zuhören
relativieren sich oft eigene Probleme.
Eignung
von Gruppentherapie überprüfen
Depressiv Kranke haben es
in „gemischten“ Gruppen (in denen auch Patienten mit anderen
psychischen Leiden vertreten sind) oft schwer: Sie kommen schnell zu kurz,
da sie ihr übliches Verhalten meist auch in der Gruppe fortsetzen (sich
zurück zu ziehen, sich selbst zu entwerten, sich nicht zu behaupten,
Aggressionen zu unterdrücken, angepasst und überordentlich zu sein). Oft
profitieren Depressive mehr davon, in einer Einzeltherapie zu erleben, wie
sich eine „gute Beziehung“ herstellen lässt. Gruppen sind dann
hilfreich, wenn andere Gruppenmitglieder ähnliche Probleme haben und eine
fachlich kompetente Leitung den Besonderheiten des Krankheitsbildes
Rechnung trägt. In solchen Gruppen kann man im Rollenspiel üben,
konstruktiv Wünsche und Kritik zu äußern und damit selbstsicherer zu
werden.
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