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Umgang mit Kinderängsten (Teil 3)

 

Mit nächtlichen Ängsten einfühlsam umgehen

Einschlafen bedeutet für Kinder „Abschied nehmen“, „Kontrolle aufgeben“ und „allein sein“. Meist ziehen dabei noch einmal Erlebnisse und Gefühle des Tages innerlich vorbei, die dann erneut heftige Erregung hervorrufen. Auslöser nächtlicher Angst gibt es also genug. Sie helfen Ihrem Kind, wenn Sie ihm einen schützenden Rahmen und die Gewissheit bieten, auch während der Nacht „da zu sein“. Mit Spaß verbundene Einschlafrituale strukturieren die aufregende Übergangszeit zwischen Wachen und Schlafen. Aufgrund ihrer Vorhersehbarkeit und Planbarkeit vermitteln sie das Gefühl von Sicherheit. Verzichten Sie darauf, am späten Abend noch mit Ihrem Kind herumzutoben, wenn Sie ihm anschließend nicht genügend Zeit zum ruhigen Ausklang einräumen können. Vielleicht hat Ihr Kind auch ein „Übergangsobjekt“ (Stofftier, abgegriffene Windel usw.), das es gleichsam als „Mutterersatz“ unbedingt mit ins Bett nehmen muss. Machen Sie keine Staatsaffäre daraus, wenn Ihr Kind einmal im Elternbett einschlafen will. Allerdings sollte dies die Ausnahmesituation und Ihr Kind nur „Gast“ bleiben. Vermeiden Sie also, dass es sich Ihr Kind im Elternbett allzu bequem macht. Scheuen Sie sich nicht, Ihr Kind in dessen Bett zurück zu verfrachten, wenn es anfängt, lästig zu werden. Fragen Sie sich bei nächtlicher Angst Ihres Kindes immer auch, ob Sie Ihrem Kind nicht eigene Sorgen und Konflikte übertragen haben. Gönnen Sie sich eine psychotherapeutische Beratung, wenn die nächtlichen Angstzustände Ihres Kindes über Monate anhalten.

Auf Schulangst differenziert reagieren

Ängste im Zusammenhang mit dem Schulbesuch können unterschiedliche Ursachen haben. Beispiele sind Trennungsschwierigkeiten zwischen Mutter und Kind, schlechte Behandlung durch Mitschüler, Ablehnung durch einen Lehrer, charakterliche Besonderheiten des Kindes, der Versuch, sich durch schulische Leistungen Liebe zu erarbeiten, Überforderung durch den schulischen Leistungsanspruch und Folgen einer jugendlichen Entwicklungskrise. Vor diesem Hintergrund sind konkrete Empfehlungen schwierig. Auf jeden Fall sollten Sie Ihr Kind nicht in eine Krankenrolle versetzen, indem Sie ärztliche Atteste erwirken oder eine psychotherapeutische Behandlung als Alibi gegen den Schulbesuch einsetzen. Versuchen Sie lieber, mit der Schule zusammen zu arbeiten. Machen Sie sich bewusst, dass Sie Ihr Kind im Raum der Schule nur wenig „beschützen“ können. Sprechen Sie alle von Ihnen geplanten Aktionen mit Ihrem Kind ab, da Sie Ihr Kind sonst in Loyalitätskonflikte gegenüber Lehrern und Mitschülern stürzen. Vermitteln Sie Ihrem Kind einen Beschützer oder Fürsprecher in Form eines Lehrers oder Mitschülers, wenn Ihr Kind kontaktscheu ist. Gestehen Sie sich gegebenenfalls ein, dass Ihr Kind vielleicht durch den Leistungsanspruch überfordert wird (Durch sein „nicht wollen“ versucht es dann, dem vorprogrammierten Misserfolg auszuweichen). Erhalten Sie auf jeden Fall die „Leistungslust“ Ihres Kindes. Gönnen Sie ihm professionelle Nachhilfe, wenn es Sie selbst überfordern würde, Ihr Kind bei den Hausaufgaben zu betreuen.

Krankheitsängste verringern

Krankheiten können bei Kindern Ängste auslösen, wenn sie diesen Zustand nicht kennen, wenn sie dabei gesteigerte elterliche Ängste wahrnehmen, wenn sie magische Vorstellungen entwickeln („zerstückelt zu werden“), wenn sie sich besonders hilflos fühlen, wenn sie im Rahmen der Krankheit Trennungen befürchten oder wenn besonders befremdliche Erfahrungen auf sie zukommen (z.B. im Krankenhaus). Sie helfen ihrem Kind, wenn Sie dieses über Verlauf und Behandlung der Krankheit altersangemessen aufklären und sich von (insbesondere hypochondrischen) Ängsten des Kindes nicht anstecken lassen. Versuchen Sie, Ruhe auszustrahlen und sich trotz allem ein Stück Normalität bewahren. Stehen Sie bei akuten Erkrankungen und Verletzungen Ihrem Kind bei und schicken Sie andere um Hilfe. Wägen Sie bei Krankenhausaufenthalten Vor- und Nachteile eines Rooming-in sorgfältig ab. Gönnen Sie sich bei längeren Krankheitsverläufen Erholungspausen und organisieren Sie eine auf mehrere Schultern verteilte Betreuung. Dadurch helfen Sie Ihrem Kind mehr, als wenn Sie sich bis zur Erschöpfung verausgaben. Helfen Sie Ihrem Kind, vertrauensvolle Beziehungen zu Ärzten aufzubauen, da Vertrauen Angst bindet. (Ende)

Diese Empfehlungen stützen sich vor allem auf das Buch Kinderängste. Erkennen – verstehen – helfen. Von Reinmar du Bois. C. H. Beck 1996