Finnland. Zwei Drittel
aller Personen, die wegen einer Depression vorzeitig eine Rente beziehen,
leiden zusätzlich unter mindestens einer weiteren Erkrankung. Am häufigsten
sind Muskel- und Skelettsystem betroffen. 87 Prozent der Frührentner
haben zuvor auch Antidepressiva erhalten. Diese sind allerdings häufig
unterdosiert (insbesondere im Fall von Trizyklika). Nur bei 39 Prozent der
späteren Rentenbezieher wird mindestens ein weiteres Antidepressivum
verordnet. Auch Psychotherapie (eine Sitzung pro Woche) erhalten nur 9
Prozent dieser Kranken.
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Noch spärlicher ist die
Nutzung von Elektrokrampftherapie (4 Prozent) und Lithium als
Augmentationsmethode (1 Prozent). Auf diese unbefriedigende Situation
macht eine Studie von E. T. Isometsä und Kollegen aufmerksam.
Die finnischen Wissenschaftler
hatten nach dem Zufallsprinzip einem Sozialversicherungsregister Daten zu
349 Personen entnommen, für deren Frühberentung eine Major Depression
verantwortlich gezeichnet hatte. Die Analyse selbst beschränkte sich auf
Angaben von 277 Frührentnern. Dabei
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gewannen die Autoren
den Eindruck, dass anerkannte und wirksame Therapiemöglichkeiten in vielen
Fällen nicht optimal ausgeschöpft worden waren. In einigen Fällen sei es
wohl auch nur deswegen zur Frühberentung gekommen, weil die Betroffenen
eine Behandlung abgelehnt haben, vermuten Isometsä und Kollegen.
E.
T. Isometsä u.a.: Disability pension for major depression in Finland. Am.
J. Psychiatry 2000 (157) 1869-1872
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