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Paradigmen-Wandel in der Nervenheilkunde

von Dr. Franz-Josef Roters, Marketing-Direktor Pharmazeutika, Pharmacia GmbH, Erlangen

   Sich von Bewährtem zu verabschieden, fällt schwer. Um so erfreulicher ist es, wenn therapeutische Paradigmen rasch auf wissenschaftliche Erkenntnisse reagieren und diesen Rechnung tragen.

    Ein eindrucksvoller Paradigmenwandel zeichnet sich derzeit in der medikamentösen Behandlung der Parkinson-Krankheit ab. Galt noch bis vor kurzem L-Dopa als „Goldstandard“, an dem man kaum zu rütteln wagte, gibt es heute kaum noch Zweifel daran, dass moderne Dopaminagonisten dieses Monopol in Frage stellen. Bei vergleichbar guter Wirkung können Substanzen wie Cabergolin (Cabaseril®) das Auftreten der gefürchteten motorischen Komplikationen einer L-Dopa-Therapie deutlich verzögern und verringern. Außerdem ermöglichen diejenigen Dopaminagonisten mit einer im Vergleich zu L-Dopa weitaus längeren Halbwertszeit (Spitzenreiter ist Cabergolin) eine physiologischere Behandlung (Stichwort: kontinuierliche Rezeptorstimulation). Nicht zuletzt verhilft das große Dosierungsintervall den Patienten zu einer ruhigen Nacht und damit zu besserer Lebensqualität. Vor diesem Hintergrund ist es nur konsequent, wenn Dopaminagonisten zur Monotherapie bei Morbus Parkinson zugelassen werden (wie es vor kurzem bei Cabaseril® der Fall war) und sich damit als gleichwertige Alternative zu L-Dopa etablieren..

    Genau so bedeutsame Paradigmenwechsel lassen sich in der Depressionsbehandlung beobachten. Bezeichnete man einst trizyklische Antidepressiva als „Klassiker“, so sprechen heutige Experten weniger respektvoll mitunter von „dirty drugs“. Damit spielen sie auf die Vielfalt pharmakologischer Effekte dieser Substanzen an. Nachdem selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) die Trizyklika rund zwei Jahrzehnte lang aus ihrer Führungsrolle verdrängt haben, wendet sich das Blatt in den letzten Jahren erneut: Die Entwicklung moderner selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer wie Reboxetin (Edronax®) eröffnet eine den SSRI vergleichbar verträgliche Behandlung, die bei schwereren Depressionen jedoch mitunter besser wirkt als manches SSRI.

    Wie sehr “alles im Fluss ist“ (Heraklit), verdeutlichen beide hier erwähnten Arzneimittel auch in anderer Hinsicht. So spricht vieles dafür, dass sich Cabergolin zur Behandlung des Restless Legs Syndroms (RLS) eignet. Erste Studien zu Reboxetin lassen Erfolge in der Schmerztherapie, bei Angststörungen, kognitiven Störungen, Korsakow-Patienten und Aufmerksamkeitsdefizitstörung erkennen. Damit kündigen sich schon jetzt weitere Paradigmen-Wandel an und wir bleiben gefordert, mit der Entwicklung Schritt zu halten.