Kanada. Demenz-Kranke nehmen aufgrund ihres Alters häufig mehrere
Medikamente gleichzeitig ein. Einige verwenden zusätzlich auch
„natürliche“ Produkte, die mit ihrer guten Verträglichkeit werben und
meist freiverkäuflich sind. Solche Stoffe können ebenfalls
Wechselwirkungen auslösen und dadurch gefährliche Folgen haben, warnen J.
L. Gold und Kolleginnen. Das Wissenschaftlerteam hatte im Schrifttum
nachgesehen, inwieweit für Johanniskraut, Gingko Biloba, Kava, Baldrian
und Ginseng wichtige Wechselwirkungen beschrieben werden. Die genannten
Substanzen behandeln zentralnervös bedingte Beschwerden und bieten sich
Demenz-Kranken daher besonders an.
Insgesamt 28 Publikationen enthielten einschlägige Hinweise. Sie belegen,
dass scheinbar harmlose „pflanzliche Mittel“ mitunter die Wirkung
herkömmlicher Arzneimittel erheblich beeinflussen. So kann beispielsweise
Johanniskraut Theophyllinspiegel senken und damit asthmatische Beschwerden
verstärken. Entsprechendes gilt für Immunsuppressiva wie Cyclosporin,
dessen Wirkung von Johanniskraut abgeschwächt wird (was bereits in zwei
Fällen zur Abstoßung transplantierter Herzen führte). Außerdem kann
Johanniskraut den Effekt oraler Antikoagulanzien vermindern und in
Kombination mit selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmern ein „Serotonin-Syndrom“
fördern. Gingko Biloba kann die Wirkung von
Thrombozytenaggregationshemmern verstärken und in Kombination mit Trazodon
ein Koma auslösen. Kava kann den Effekt von Sedativa verstärken und
Levodopa entgegenwirken, um nur einige Beispiele zu nennen.
Angesichts solcher teilweise gravierender Wechselwirkungen sollten sich
Ärzte immer nach der „pflanzlichen“ Zusatzmedikation ihrer
Demenz-Patienten erkundigen, empfehlen Gold und Kolleginnen.
J. L. Gold
u.a.: Herbal-drug therapy interactions: a focus on dementia. Curr. Opin.
Clin. Nutr. Metab. Care 2001 (4) 29-34
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