Großbritannien. Manche Menschen werden depressiv, wenn sie einem anderen
unterliegen und sich unterordnen müssen. Nach Ansicht von P. Rohde könnte
dieser durch die Evolution installierte Mechanismus auch zum Tragen
kommen, wenn jemand seine eigenen inneren Ziele nicht erreicht und so
gleichsam vor sich selbst versagt. Unwohlsein und Depression könnten somit
auch Folge des Gefühls sein, dem eigenen Ideal unterlegen zu sein. Da die
multimediale Welt ununterbrochen Möglichkeiten vorgaukelt, die angeblich
leicht und für alle erreichbar sind, ist ständiges Scheitern
vorprogrammiert. Die These, dass auch innere Unterlegenheit depressiv
macht, könnte somit gut erklären, warum Depressionen in den letzten Jahren
an Häufigkeit und Bedeutung zunehmen. Sollte sich der Zusammenhang
bestätigen, würde er zugleich therapeutische Perspektiven eröffnen: Zum
einen wäre es sinnvoll zu erlernen, wie man mit Unterlegenheit umgeht; zum
anderen wäre es hilfreich, frühzeitig die Nichterreichbarkeit von Zielen
zu erkennen und sich auf solche Ziele zu konzentrieren, bei denen Erfolge
wahrscheinlicher sind.
P.
Rohde: The relevance of hierarchies, territories, defeat for depression in
humans: hypotheses and clinical predictions. Journal of Affective
Disorders 2001 (65) 221-230
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