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USA. Bisherige Untersuchungen
zeigten, dass Menschen, die das Internet häufig nutzen, öfter depressiv,
einsam und gestresst sind als andere. Eine Studie von H. Lindsay und
Kollegen spricht eher für das Gegenteil. Danach verringert „Chatten“ im
Internet deutlich Einsamkeit und Depressionen. Zudem stärkt es das
Selbstbewusstsein und das Gefühl, sozial eingebunden zu sein.
Laut Lindsay und Mitarbeitern könnte dies
daran liegen, dass Surfer im Internet eine größere Vielfalt von Menschen
kennen lernen können, als es in ihrem sonstigen Umfeld möglich ist.
Außerdem erleichtert es die anfängliche Anonymität, sich sehr bald über
persönliche Dinge auszutauschen, so intensivere Beziehungen einzugehen und
bislang eher unterdrückte Persönlichkeitsfacetten auszuprobieren. Nicht
zuletzt kommt es zumindest anfänglich nicht auf das Aussehen der
Beteiligten an, das bei anderen Wegen des Kennenlernens oft schon eine
erste Hürde darstellt.
Im Rahmen der Studie chatteten 40 Teilnehmer
fünfmal im Laufe von vier bis acht Wochen mit anonymen Chat-Partnern. Vor
dem ersten Chatten, nach der zweiten Sitzung und am Ende der Versuchsreihe
befragte der Versuchsleiter die 40 Teilnehmer ausführlich zu Themen wie
Depression, Einsamkeit, Selbstbewusstsein und dem Gefühl, sozial
eingebunden zu sein. Es zeigte sich, dass sich das Wohlbefinden der
Teilnehmer am Ende des Experiments in allen vier Bereichen deutlich
verbessert hatte.
Es fragt sich allerdings, ob die erfreuliche
Entwicklung allein den fünf Chat-Sitzungen zu verdanken ist.
Möglicherweise ist sie eher der Aufmerksamkeit zuzuschreiben, die den
Teilnehmern durch den Versuch und die Befragungen zuteil wurde. Dafür
würde sprechen, dass alle Versuchspersonen schon vor dem Test über einen
Internet-Anschluss verfügten, möglicherweise also schon zuvor ausgiebig
gechattet hatten.
H. Lindsay u.a.: In defense
of the internet: the relationship between internet communication and
depression, loneliness, self-esteem, and perceived social support.
Cyber Psych. & Behaviour 2002 (5) 157-171 |