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Geschlechtskrankheiten und Depressionen bei Jugendlichen

USA. Depressive Jugendliche infizieren sich öfter mit Geschlechtskrankheiten als nicht depressive. Dies ermittelten L. A. Shrier und Mitarbeiter in einer Untersuchung von ca. 5.000 Zwölf- bis Einundzwanzigjährigen. Bei Jungen ging auch regelmäßiger, starker Alkoholkonsum mit erhöhter Ansteckungsgefahr einher. Das vermehrte Infektionsrisiko depressiver Jugendlicher hat vielfältige mögliche Ursachen. Zu ihnen gehören ein Mangel an sozialen Beziehungen, ein emotional eher reaktives Verhalten gegenüber Gleichaltrigen, schwache Impulskontrolle, beeinträchtigtes Urteilsvermögen und Unwissen über das Ansteckungsrisiko. Im Übrigen könnte vermehrter Geschlechtsverkehr vor allem bei Jungen auch eine Coping-Strategie sein, um Depressionen zu bewältigen.

Die Autoren fordern deshalb, bei sexuell aktiven Jugendlichen gezielt nach Depressionen zu fahnden und diese gegebenenfalls zu behandeln. So erspart man vermutlich manchem eine Geschlechtskrankheit. Umgekehrt sollte man bei bereits geschlechtskranken Jugendlichen überprüfen, ob sie zusätzlich auch unter einer Depression leiden. Letztere erschwert es, sich einer gesundheitlichen Aufklärung zu öffnen und riskante Verhaltensweisen zu ändern.

Depressionsscreening und –behandlung erscheinen vor allem deshalb sinnvoll, weil die Diagnose „Geschlechtskrankheit“ mitunter fast in jedem vierten Fall bei einem Jugendlichen gestellt wird. Da depressive Menschen präventive Maßnahmen gegen Geschlechtskrankheiten schlechter annehmen und umsetzen als psychisch gesunde Personen, ist es wichtig, für sie besondere Programme auszuarbeiten.

L. A. Shrier u.a.: Temporal associations between depressive symptoms and self-reported sexually transmitted disease among adolescents. Arch. Pediatr. Adolesc. Med. 2002 (156) 599-606; E. J. Erbelding u.a.: High rates of depressive symptoms in STD Clinic Patients. Sexually Transmitted Deseases 2001 (28) 281-284