ZNS-
SPEKTRUM

Home
Neu Archiv Titel-
Beiträge
Patienten

Bücher

Audio
visuelle Medien
Impressum
 
Web www.zns-spektrum.com

 

Migräne und Depression – ein verwobenes Paar

USA. Wer an einer Major Depression leidet, läuft Gefahr, innerhalb der nächsten zwei Jahre auch an Migräne zu erkranken (Odds Ratio = 3,4). Offenbar gilt auch die umgekehrte Beziehung: Wer Migräne-Patient ist, muss damit rechnen, während der kommenden 24 Monate auch eine Major Depression zu  entwickeln (Odds Ratio = 5,8). Erstaunlicherweise finden sich keine vergleichbaren Zusammenhänge zwischen anderen schweren Kopfschmerzen und Major Depression.

    Auf die besondere Verbindung zwischen Migräne und Major Depression macht eine prospektive Studie von N. Breslau und Mitarbeitern aufmerksam. An ihr beteiligten sich bis zum Schluss 1.186 Personen im Alter zwischen 25 und 55 Jahren. Von diesen litten anfänglich 496 an Migräne und 151 an schweren Kopfschmerzen. 539 kopfschmerzfreie Personen dienten als Kontrollen. Alle Teilnehmer wurden vor und nach dem zweijährigen Beobachtungsintervall psychiatrisch untersucht.

     Interessanterweise verzeichneten Personen, die gleichzeitig von Migräne und Major Depression betroffen waren, keine häufigeren Migräneattacken. Auch liefen sie nicht Gefahr, länger unter Migräne zu leiden oder eine Verschlimmerung ihres Zustandes zu erfahren.

   Die Autoren räumen ein, dass die Ursachen für die offensichtliche Allianz zwischen Migräne und Depression noch ungeklärt sind. Sie halten es für unwahrscheinlich, dass kopfschmerzbedingter Stress Depressionen wesentlich fördert. Denn ein solcher Zusammenhang hätte sich auch bei anderen schweren Kopfschmerzen zu erkennen geben müssen. Vermutlich tragen eher hormonelle und durch Neurotransmitter vermittelte Vorgänge zu der besonderen „Paarbeziehung“ zwischen Migräne und Major Depression bei. In praktischer Hinsicht empfehlen Breslau und Kollegen, bei Patienten mit Migräne oder Major Depression immer auch nach der jeweils anderen Erkrankung zu fahnden. Sollten beide Leiden gemeinsam bei ein und demselben Patienten auftreten, kann man ihn beruhigen Allein durch diese Kombination muss er jedenfalls keine weiteren Nachteile befürchten. Zur Behandlung bieten sich vor allem Methoden an, die bei beiden Erkrankungen gleichermaßen wirken.

N. Breslau u.a.: Comorbidity of migraine and depression. Investigating potential etiology and prognosis. Neurology 2003 (60) 1308-1312