Großbritannien. Am Sinn von Selbsthilfegruppen zweifelt kaum noch
jemand. Dennoch eignen sie sich nicht zwangsläufig für jeden. Wie G.
S. Charlton und C. J. Barrow in einer Befragung von acht
Parkinson-Kranken herausarbeiten, gibt es Krankheitsbewältigungsstile,
die sich mit einer Teilnahme an Selbsthilfegruppen nicht ohne weiteres
vereinbaren lassen. Wer zum Beispiel über sein Leiden lieber nicht
nachdenkt und sich optimistische Perspektiven sowie Hoffnung und
Kampfesmut bewahren will, für den mag es schwierig sein, wenn er in
einer Selbsthilfegruppe mit besonders schwer betroffenen
Leidensgefährten konfrontiert wird. Zwar gelten Vermeidungsstrategien
im Vergleich zu Anpassungsstrategien oft als weniger effizient;
gesichert ist diese Annahme jedoch nicht. Zumindest der vorliegenden
Befragung zufolge scheint Vermeidung eine durchaus erfolgreiche
Copingmethode zu sein. Sie erleichterte jenen Befragten (n = 4) die
Alltagsbewältigung, die keine Parkinson-Selbsthilfegruppe besuchten
und solche Angebote eher skeptisch beurteilten. Mitglieder von
Selbsthilfegruppen setzten sich dagegen eher aktiv mit ihrer
Erkrankung auseinander. Sie nutzten schwerere Schicksale anderer, um
sich Vorteile der eigenen Situation zu verdeutlichen und bewusster den
Augenblick zu genießen. Unabhängig vom Copingstil und einer möglichen
Gruppenteilnahme wurden vor allem drei Verlustängste von allen
Befragten geteilt. Sie betreffen (1) den weiteren und oft
unkalkulierbaren Verlust der körperlichen Funktionsfähigkeit, (2) den
Verlust der bisherigen Identität (als Gesunder mit bestimmten
Eigenschaften) und (3) den Verlust an verbleibender Lebenszeit.
G. S. Charlton u.a.: Coping and self-help group membership in
Parkinson´s disease: an exploratory qualitative study. Health and
Social Care in the Community 2002 (10) 472-478