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Unterdrückung ängstlicher Gedanken wirkt paradox

Belgien/Niederlande. Viele Angstbetroffene zwingen sich, nicht an Angstmachendes zu denken. Wie eine Studie von E. W. H. Koster und Mitarbeitern dokumentiert, kann diese Strategie zu einem Eigentor führen. In einem Experiment an 32 Studenten fand das Wissenschaftler-Team heraus, dass die Gedankenunterdrückung nur so lange wirkt, wie sie ausgeübt wird. Unmittelbar anschließend kommt es zu einem Reboundeffekt, der Angst und Häufigkeit ängstlicher Gedanken so weit in die Höhe schnellen lässt, dass sie das Ausgangsniveau deutlich überschreiten. In ihrem Versuch hatten Koster und Kollegen zwei Gruppen von Studenten dazu angehalten, sich auf elektrische Schocks einzustellen. Während der dreiphasigen Wartezeit sollten sie ihr Angstniveau bewerten und Häufigkeit sowie Dauer ängstlicher Gedanken registrieren. Eine von beiden Gruppen wurde angehalten, während der mittleren Wartephase ängstliche Gedanken willentlich zu unterdrücken. Im Vergleich zur Kontrollgruppe gelang es so den Teilnehmern lediglich, die Dauer ängstlicher Gedanken zu verkürzen (nicht aber deren Häufigkeit bzw. das Angstniveau). Der bescheidene Erfolg wurde zudem mit dem erwähnten Reboundeffekt erkauft.

   Nach Ansicht der Autoren ist die Gedankenunterdrückung eine Form des Vermeidens, die bekanntlich Angstprobleme auf Dauer verstärkt. Dagegen führt eine Exposition zur allmählichen Gewöhnung. Wer durch vorübergehende Gedankenunterdrückung einen Reboundeffekt heraufbeschwört, riskiert zudem, dass die gesteigerte ängstliche Aufmerksamkeit neue Reize in das Angstszenarium integriert und so das Leiden verstärkt. Vor diesem Hintergrund plädieren Koster und Kollegen dafür, die Technik der Gedankenunterdrückung weiterhin und möglichst unter typischen Bedingungen zu erforschen.

E. H. W. Koster u.a.: The paradoxical effects of suppressing anxious thoughts during imminent threat. Behaviour Research and Therapy 2003 (41) 1113-1120