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Migräne als Berufsmotiv?

USA. Unter Neurologen findet man prozentual deutlich mehr Migräne-Kranke als in der Normalbevölkerung. So geben drei von vier weiblichen Kopfschmerz-Spezialistinnen an, im zurückliegenden Jahr unter Migräne gelitten zu haben (74,1 Prozent). Die Lebenszeit-Prävalenz liegt mit 81,5 Prozent noch höher. Auch unter männlichen Kopfschmerz-Spezialisten sind Erfahrungen mit Migräne vergleichsweise häufig: Mindestens jeder zweite (59,3 Prozent) litt in den letzten 12 Monaten unter Migräne und 71,9 Prozent haben im Lauf ihres Lebens mit dem Leiden Bekanntschaft gemacht. Diese Daten ermittelten R. W. Evans und Mitarbeiter In einer Befragung von 220 Neurologen, die sich an Fortbildungsmaßnahmen beteiligt hatten. Selbst von den „normalen“ Neurologen gaben relativ viele an, im letzten Jahr unter Migräne gelitten zu haben (Frauen: 58,1 Prozent, Männer: 34,7 Prozent).

    Die Vermutung liegt nahe, dass von Migräne betroffene junge Menschen ein erhöhtes Interesse daran haben, sich mit diesem Leiden auch beruflich auseinander zu setzen und sich daher zum Neurologen ausbilden lassen. Entgegen dieser Annahme gaben jedoch die meisten Befragten an, dass eigene Erfahrungen mit Migräne keinen Ausschlag für die Berufswahl gaben.

    Auch folgende Hypothese diskutieren die Autoren: Möglicherweise kommt Migräne unter Neurologen nur scheinbar häufiger vor, weil das Leiden in der Bevölkerung seltener diagnostiziert wird, während Neurologen bei sich selbst eine solche Diagnose kaum übersehen. Diese Überlegung kann allerdings nicht erklären, warum ausgerechnet auf Kopfschmerz spezialisierte Neurologen am häufigsten von Migräne betroffen sind.

R. W. Evans u. a.: The prevalence of migraine in neurologists. Neurology 2003 (61) 1271-1272