ZNS-
SPEKTRUM

Home
Neu Archiv Titel-
Beiträge
Patienten

Bücher

Audio
visuelle Medien
Impressum
 
Web www.zns-spektrum.com

 

Wie maligne ist Migräne?

Niederlande. Einige Migräne-Patienten müssen offenbar damit rechnen, dass ihr Leiden voranschreitet und dabei Spuren in Form organischer Schäden hinterlässt. Vor allem in dem von der Arteria cerebri posterior versorgten Bereich des Kleinhirns finden sich sieben Mal mehr Infarkte als bei migränefreien Kontrollpersonen. Migräne-Kranke mit Aura scheinen von dieser Entwicklung am meisten betroffen zu sein (Odds Ratio: 13,7). Wer von ihnen außerdem noch häufiger unter Anfällen leidet (mindestens einmal im Monat), weist das höchste Risiko für die erwähnten zerebralen Veränderungen auf (Odds Ratio: 15,8). Die bislang vermutlich unterschätzten organischen Folgen eines Migräne-Leidens veranschaulicht eine Studie von M. C. Kruit und Mitarbeitern. Mit Hilfe der Kernspinresonanztomografie überprüfte sie das Vorhandensein von Hirninfarkten und Dichteminderungen der weißen Substanz. Letztere fanden sich lediglich bei migränekranken Frauen vermehrt, wobei der Migräne-Typ keine Rolle spielte.

    Die Studie analysierte Befunde von 161 Migräne-Patienten mit Aura, 134 Migräne-Kranken ohne Aura und 140 Kontrollpersonen. Die Teilnehmer wurden randomisiert ausgewählt. Alle waren bereits in einer epidemiologischen Untersuchung erfasst und eingehender diagnostiziert worden. Mehr als die Hälfte der auf diesem Weg erfassten Migräne-Kranken hatte bislang noch keine entsprechende ärztliche Diagnose erhalten.

   In einem Kommentar der Studie regen R. B. Lipton und J. Pan an, Migräne nicht länger als „episodische Störung“, sondern als ein chronisch-episodisches und mitunter chronisch voranschreitendes Leiden einzustufen. Zugleich sollten präventive und therapeutische Ansätze darauf hinwirken, dass Migräne-Kranken die beschriebenen Hirnveränderungen erspart bleiben.

M. C. Kruit u. a.: Migraine as a risk factor for subclinical brain lesions. JAMA 2004 (291) 427-434; R. B. Lipton u. a.: Is migraine a progressive brain disease? JAMA 2004 (291) 493-494