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Lebensqualität bei Epilepsie: Depression, nicht Therapieresistenz belastet

USA. Zwei Drittel aller Epilepsie-Betroffenen, die anfallsfrei werden, berichten über eine Lebensqualität, die derjenigen der Allgemeinbevölkerung entspricht. Die meisten Neurologen bemühen sich daher in erster Linie darum, Patienten mit therapieresistenter Epilepsie zu weniger Anfällen zu verhelfen. Wie eine prospektive Studie von L.S. Boylan und Kollegen aufzeigt, garantiert diese Strategie leider nicht, dass sich die Lebensqualität dieser Gruppe tatsächlich bessert. Mehr Erfolge lassen sich erzielen, wenn man (sehr oft!) vorhandene und (leider häufig!) übersehene Depressionen erkennt und konsequent behandelt.

   In die Untersuchung flossen Daten von 122 Patienten ein, die sich zur Epilepsie-Diagnostik einer mit Video-EEG ausgerüsteten Spezialabteilung anvertrauten. Unter anderem füllten sie Fragebögen aus, die Aussagen zur  Lebensqualität bei Epilepsie (QOLIE-31) bzw. zum Vorhandensein einer Depression (BDI) gestatteten. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer (54 Prozent) wies einen erhöhten Depressionsscore auf (mehr als 9 Punkte). In fast einem Fünftel der Fälle lag bereits eine schwere Depression vor (mit Suizidgedanken). Bei zwei von drei depressiven Teilnehmern (37 Prozent) hatte man das psychische Leiden bislang übersehen. Nur ein Drittel (17 Prozent) erhielt Antidepressiva, deren Effekt zudem in vielen Fällen nicht ausreichte.

   Von allen Variablen, deren Einfluss auf die Lebensqualität überprüft wurde, ließ lediglich der Faktor Depression einen eindeutigen Zusammenhang erkennen (p < 0,0001). Selbstkritisch räumen die Autoren ein, dass viele Neurologen bei Epilepsie-Kranken lieber routinemäßig das Vorhandensein eines Nystagmus als das einer Depression überprüfen. Dabei ist eine erfolgreiche Depressionsbehandlung möglicherweise bislang der einzige Weg, Patienten mit therapierefraktärer Epilepsie zu einer besseren Lebensqualität zu verhelfen.

L. S. Boylan u. a.: Depression but not seizure frequency predicts quality of life in treatment-resistant epilepsy. Neurology 2004 (62) 258-261