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Schizophrenie und Geburtsmonat: Magnetfeldturbulenzen in der Schwangerschaft beeinflussen das Risiko

Dominikanische Republik. Schon lange ist bekannt, dass die Geburtstage schizophren erkrankter Menschen in der nördlichen Hemisphäre eine auffällige Häufung in den Winter- und Frühjahrsmonaten aufweisen. Zu den möglichen Ursachen rechneten bisher vor allem Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, jahreszeitbedingte Lichtverhältnisse, spezielle Wetter- und Temperaturbedingungen, Ernährungsfaktoren, Gifte, Körperzusammensetzung und Genexpression. Eine Studie von K. W. Kay ergänzt diese Sammlung um eine weitere interessante Erklärung: Ernst zu nehmende Daten sprechen dafür, dass Schwankungen im Magnetfeld der Erde bei noch ungeborenen Kindern die spätere Entwicklung einer Schizophrenie beeinflussen können.

    Einen wesentlichen Beitrag scheinen magnetische Turbulenzen zu leisten, die mit Veränderungen der Sonnenergie zusammenhängen. Sie stören das die Erde umspannende Magnetfeld, dessen Stärke je nach Breitengrad zwischen 68 μT an den Erdpolen und 24 μT auf der Höhe von Rio de Janeiro beträgt. Magnetfeldturbulenzen, die zyklischen Schwankungen unterliegen, können die Feldstärke regional um bis zu 5 μT senken. Da sich für zahlreiche Lebewesen nachweisen ließ, dass ihre Entwicklung auch unter erdmagnetischen Einflüssen steht, überprüfte Kay folgende Hypothese: Während des zweiten bis siebten Schwangerschaftsmonats auftretende Magnetfeldturbulenzen wirken auf die Gehirnentwicklung des Ungeboren ein und fördern so mitunter im späteren Leben die Entwicklung einer Schizophrenie.

    Der Autor testete seine Hypothese, indem er minutiös zwei unterschiedliche Arten von Daten verglich: (a) die von zwei Observatorien (England, Australien) seit langem auf Monatsbasis erfasste regionale erdmagnetische Aktivität, (b) die Ergebnisse von acht repräsentativen Studien, die sich für die jahreszeitliche Verteilung der Geburtsmonate von Schizophrenie-Patienten interessiert hatten. Alle Daten wurden standardisiert und geographisch aufeinander bezogen.

   Tatsächlich ließen sich für fast alle Studien mehr oder weniger deutliche Korrelationen aufzeigen. Das Gesamtbild wird nach Ansicht des Autors noch stimmiger, wenn man davon ausgeht, dass sich Magnetfeldturbulenzen regional unterschiedlich auswirken können: In den magnetisch höher „belasteten“ nördlichen Breiten scheinen sie die Entstehung von Schizophrenien zu fördern, während sie in mittleren Breiten offenbar den gegenteiligen Effekt entfalten. Da erdmagnetische Störungen in Äquatornähe und auf der südlichen Halbkugel seltener auftreten als auf der nördlichen Halbkugel, würde verständlich, warum die Geburtsmonate von Schizophrenie-Kranken in südlichen Gefilden kein auffälliges Muster zeigen.

    Die vom Autor skizzierten Verhältnisse passen auch zu der Beobachtung, dass sich die erwähnte jahreszeitliche Geburtenhäufung vermehrt in städtischen Bereichen findet. Möglicherweise addieren oder potenzieren sich dort die Effekte erdmagnetischer Störungen und elektromagnetischer Felder (die ja in Städten größer sind). Auch gibt es in Städten mehr Infektionen, die sich bei einem bereits „erdmagnetisch“ geschwächten Immunsystem ungünstiger auswirken.

R. W. Kay: Schizophrenia and season of birth: relationship to geomagnetic storms. Schizophrenia Research 2004 (66)-20