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Schizophrenieprophylaxe durch Stressmanagement (2)


Sie haben dieses Informationsblatt erhalten, weil Sie unter einer „Schizophrenie“ leiden. Indem Sie sich auf das Thema des Merkblatts einlassen, zeigen Sie, dass es Ihnen erfreulicherweise schon wieder besser geht. Im folgenden finden Sie mehrere Vorschläge, deren Umsetzung Ihr Leben „stressfreier“ gestalten kann. Machen Sie davon Gebrauch! Denn Stress trägt oft zur Auslösung schizophrener Symptome bei. Durch „erfolgreiches Stressmanagement“ tragen Sie selbst zur Stabilisierung Ihrer Gesundheit bei.

Stresstagebuch führen

Finden Sie mit Hilfe eines Tagebuches heraus, welche besonderen und hier noch nicht erwähnten „Stress-Auslöser“ es in Ihrem Leben gibt. Notieren Sie dabei möglichst vier Punkte: 1. den Stressauslöser, 2. die durch diesen bei Ihnen ausgelösten Gefühle und Gedanken, 3. Ihre Reaktion aufgrund der Gefühle und Gedanken, 4. eine Idee, wie Sie künftig auf den Stressauslöser günstiger reagieren könnten. Testen Sie, wie gut Ihre neue Vorgehensweise im Ernstfall funktioniert. Verbessern Sie bei Bedarf Ihre Taktik solange, bis Sie zufrieden sind.

Sich krankheitsangemessen fordern

Stress entsteht, wenn Anforderungen größer sind als die verfügbaren Bewältigungsmöglichkeiten. Überfordern Sie sich also nicht! Überprüfen Sie, ob Sie sich nicht durch selbst auferlegte Erwartungen und Aufgaben unter Stress setzen. Konzentrieren Sie sich immer auf nur eine Sache und halten Sie nicht gleichzeitig mehrere Töpfe am Kochen. Üben Sie sich darin, bei Überforderungen „nein“ zu sagen oder eine an Sie herangetragene Aufgaben zu delegieren, wenn Sie sich überfordert fühlen. Fragen Sie sich regelmäßig bei allem, was Sie tun, ob es sich auch mit weniger Anstrengung bewältigen lässt. Verhandeln Sie mit Ihrem Arbeitgeber darüber, wie weit sich Ihre Arbeitsbedingungen stressfreier gestalten lassen (z. B. in Form von Teilzeitarbeit).

Soziale Hilfen ausschöpfen

Lassen Sie sich fachmännisch beraten, wenn Sie sich um Ihre wirtschaftliche oder soziale Zukunft sorgen. Zögern Sie nicht, Rechte auszuschöpfen, die Ihnen zustehen. Beantragen Sie gegebenenfalls Sozialhilfe und/oder eine Anerkennung als Schwerbehinderter. Nutzen Sie verfügbare Rehabilitationsmaßnahmen (beispielsweise eine berufliche Umschulung oder Trainingsmaßnahmen zur Verbesserung kognitiver Basisstörungen). Begeben Sie sich in eine Psycho- oder  Soziotherapie, um mit deren Hilfe Ihre Fähigkeiten zu stabilisieren und zu fördern. Psycho- und Soziotherapeuten werden Sie auch bei der Wiedereingliederung im Arbeitsprozess unterstützen. Machen Sie Gebrauch von weiteren speziellen Angeboten für Schizophrenie-Betroffene (Sozialarbeiter, Tageskliniken, sozialpsychiatrische Zentren, fachlich angeleitete Gruppen).

Stress erzeugenden Gedanken begegnen

Notieren Sie („automatische“) Gedanken, die Ihnen immer wieder durch den Kopf gehen und Sorgen bereiten. Viele dieser Gedanken werden Sie selbst als unsinnig erkennen können, wenn sie erst einmal schwarz auf weiß vor Ihnen liegen („Ich bin für alles verantwortlich“, „Ich mache immer alles falsch“, „Es ist wichtig, dass ich alles unter Kontrolle habe“ „Ich bin an allem schuld“). Üben Sie, solchen Gedanken ein energisches „Stopp“ entgegenzusetzen oder Ihnen mit hilfreicheren bzw. realistischeren Sätzen zu begegnen. Stellen Sie keine quälenden Vergleiche an. Zerbrechen Sie sich nicht über Fehlentscheidungen ewig den Kopf. Verzichten Sie auf unnötige Vorhaltungen und Rechtfertigungen. Stellen Sie sich selbst keine unnötigen oder destruktiven Fragen. Entwickeln Sie Techniken, mit denen Sie sich von unangenehmen Gedanken ablenken können. Besprechen mit Ihrem Arzt und anderen Helfern, wie Sie mit Stress erzeugenden Gedanken sonst noch umgehen können.

Wissend mitgestalten

Informieren Sie sich mit Hilfe geeigneter Broschüren über Ihr Krankheitsbild. Je mehr Sie über dessen Besonderheiten Bescheid wissen, um so gezielter können Sie am Behandlungsprozess mitwirken und Gefühle von Hilflosigkeit verringern. Empfehlenswert ist beispielsweise das Buch „Mit Schizophrenie leben“ (von Werner Kissling und Gabriele Pitschel Walz, Schattauer Verlag). Bitten Sie auch Angehörige und Freunde, sich über das Krankheitsbild Schizophrenie zu informieren, damit diese die Beziehung zu Ihnen realistisch und konstruktiv gestalten können.

Hilfreiche Kontakte bevorzugen

Streit und emotional aufwühlende Auseinandersetzungen erzeugen besonders starken Stress. Vermeiden Sie deshalb Beziehungen, die erfahrungsgemäß immer wieder unerfreuliche Gefühle auslösen. Dies gilt vor allem gegenüber Miesmachern, Pessimisten und Menschen mit geringem Selbstwertgefühl. Bevorzugen Sie Kontakte mit Personen, von denen Sie sich wertgeschätzt und verstanden fühlen. Verzichten Sie selbst darauf, Ihr Gegenüber unnötig zu provozieren. Stoppen Sie möglichst rasch Auseinandersetzungen, die zu „entgleisen“ drohen. Schlagen Sie vor, die entsprechenden Gespräche auf einen Zeitpunkt zu vertagen, zu dem Sie sich stabiler fühlen. Üben Sie, bei Aufregung bewusst leise, langsam und freundlich zu sprechen. Treffen Sie Vorkehrungen für soziale Ereignisse, wie Geburtsfeiern, Hochzeiten oder Beerdigungen, die erfahrungsgemäß mit Stress verbunden sind. Sorgen Sie beispielsweise dafür, eine solche Feier vorzeitig verlassen zu können.

Selbstsicherheit und Sozialkompetenz entwickeln

Schulen Sie Ihre Fähigkeiten im Umgang mit anderen („soziale Kompetenz“). Eine Schizophrenie beeinträchtigt manchmal die Fähigkeit, Informationen aus der Umgebung aufzunehmen, zu interpretieren und zu verarbeiten. Diesem Defizit lässt sich entgegenwirken, indem man unter therapeutischer Anleitung in Rollenspielen Verhaltensweisen übt, die für erfolgreiche Interaktionen mit anderen Menschen erforderlich sind.

Zur Erkrankung stehen

Verstecken Sie sich nicht unnötig vor Ihrer Umwelt. Dies erspart Ihnen Energie. Informieren Sie zumindest Ihren Familien- und Freundeskreis über Ihr Gesundheitsproblem. Stellen Sie sich darauf ein, dass diese sehr unterschiedlich reagieren werden. Führen Sie selbst nicht alle Schwierigkeiten pauschal auf Ihre Erkrankung zurück. Sonst verpassen Sie vielleicht die Chance, veränderbare Dinge zu übersehen.