ZNS-
SPEKTRUM

Home
Neu Archiv Titel-
Beiträge
Patienten

Bücher

Audio
visuelle Medien
Impressum
 
Web www.zns-spektrum.com

Neuropathischer Schmerz kommt selten allein


USA. Unter Experten herrscht Einigkeit darüber, dass neuropathische Schmerzen zu den am schwersten zu behandelnden Schmerzsyndromen gehören. Wie B. Nicholson und S. Verma in einem Übersichtsbeitrag erläutern, liegt dies häufig daran, dass neuropathische Schmerzen meist mit weiteren Gesundheitsproblemen einhergehen. Typischerweise handelt es sich um die Trias aus Schlafstörungen, Depression und Angst. Deutliche Erleichterung verspüren die Betroffenen oft nur unter einer ganzheitlichen Behandlung, die auch den Begleiterkrankungen Rechnung trägt. Mitunter kann dies sogar mit Hilfe eines einzigen Medikaments gelingen, sofern es über entsprechende Wirkungskomponenten verfügt. Als Beispiele eines solchen multimodalen Ansatzes erwähnen die Autoren unter anderem Pregabalin, das bei Patienten mit postherpetischer Neuralgie nicht nur den Schmerz lindert, sondern auch den Schlaf verbessert (s. Abb.).

    Nicholson und Verma betonen, dass die Wechselwirkungen zwischen Schmerz, Schlaf, Depression und Angst äußerst komplex sind. So begünstigt chronischer Schmerz einerseits Schlafstörungen, Depression und Angst, während andererseits die letztgenannten Faktoren ihrerseits die Schmerzwahrnehmung verstärken. Da sich auch die Begleiterkrankungen untereinander wechselseitig beeinflussen (z. B. indem Schlafstörungen Depressionen fördern bzw. Depressionen mit Schlafstörungen einhergehen), ist das Wirkungsgeflecht letztendlich unübersehbar. Um so sinnvoller erscheint es, bei allen Patienten mit neuropathischen Schmerzen sorgfältig nach den erwähnten „Begleitern“ zu fahnden und für deren Besserung zu sorgen. Einfache Fragebögen und ein Schlaftragebuch reichen oft aus, um Betroffene zu erkennen und einer eingehenderen Diagnostik zuzuführen.

   Nach Ansicht der Autoren hängen die Ergebnisse der Therapie neuropathischer Schmerzen wesentlich davon ab, wie gut die erwähnten Begleitprobleme behandelt werden. Auch wenn es meist unmöglich ist, völlige Schmerzfreiheit zu erzielen, verbessert eine ganzheitliche Behandlung auf jeden Fall Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Patienten. Diese Kriterien eignen sich derzeit auch besonders gut dazu, die Wirksamkeit der Therapie zu beurteilen.

B. Nicholson u. a.: Comorbidities in chronic neuropathic pain. Pain Medicine 2004 (5, S. 1) S9-S27

 

Abb.: Verbesserter Schlaf unter Pregabalin-Behandlung bei Patienten mit postherpetischer Neuralgie (nach Dworkin u. a. 2003)